Hunderte Menschen mit Behinderungen, Angehörige, Behindertenorganisationen und weitere Engagierte haben an einer grossen Aktion in Bern die Wecker läuten und rasseln lassen. Die Aufforderung an die Behörden ist laut und deutlich: Umsetzung der UNO-BRK jetzt!
«Meine Damen und Herren von den Behörden, wachen Sie auf!» rief Verena Kuonen, Co-Präsidentin von Inclusion Handicap in die Menge auf dem Waisenhausplatz in Bern. «Ja, wir wollen alle zusammen ein inklusives Leben mit all seiner Vielfalt führen. Wir wollen Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln, zum Arbeitsmarkt, zu neuen Technologien, zu Kultur und Sport.» Mehrere Redner und Rednerinnen haben an der Demonstration deutliche Worte gewählt.
Mit dem Beitritt zur UNO-Behindertenrechtskonvention (UNO-BRK) hat sich die Schweiz dazu verpflichtet, die gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben zu gewährleisten. Die Realität sieht anders aus. «Wenn es darum geht, konkrete Massnahmen umzusetzen, ist es oft zu kompliziert und zu teuer. Wir haben genug von leeren Versprechungen», sagte Chris Heer, Bereichsleiter*in Sozialpolitik von AGILE.CH. Und Laurent Duvanel, Präsident von Procap Schweiz, fragte rhetorisch: «Doch was ist passiert? Es wurde vor allem abgewartet. Ein Nationalsport der Schweiz.»
Gegen Diskriminierungen vorgehen
Zwischen dem 14. und dem 16. März wird die Schweiz zum ersten Mal zur Umsetzung der UNO-BRK geprüft. Gemäss Schattenbericht von Inclusion Handicap hat die Schweiz die Anforderungen der UNO bei weitem noch nicht erfüllt. Menschen, deren Rechte missachtet werden, können bisher nicht den UNO-Ausschuss anrufen. Solche Individualbeschwerden sind nur möglich, wenn das BRK-Fakultativprotokoll ratifiziert sind. Dies hat die Schweiz bisher nicht getan. Die Behindertenverbände fordern den Bundesrat deshalb mit einer Petition auf, die Ratifizierung des Fakultativprotokolls unverzüglich in die Wege zu leiten.
insieme-Blogger*innen mit Demo-Schildern
Auch insieme war an der Aktion in Bern präsent. insieme-Blogger*innen hielten selbstgemachte farbenfrohe Demo-Schilder in den Himmel: «Nichts über uns ohne uns» war auf einem zu lesen, «Jeder Mensch hat ein Recht auf ein Ja und ein Nein» auf einem anderen. Die Blogger*innen waren auch als Vertreter*innen des Projekts «Reporter:innen ohne Barrieren» von Inclusion Handicap unterwegs. Ihre Beiträge werden auf der neu geschaffenen Plattform www.inclusive-media.ch veröffentlicht.
insieme-News zum Schattenbericht