Mehrere Schweizer Bürger*innen mit einer kognitiven Beeinträchtigung haben am 17. August im Bundeshaus Interviews mit Politiker*innen geführt, unter anderem mit Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (SP/JU) und Nationalratspräsident Martin Candinas (Die Mitte/GR). Dieser Anlass markiert die erste Etappe der insieme-Kampagne #IchWähle.
«Wenn Sie mich anschauen, sehen Sie dann, dass ich eine Behinderung habe?», fragt der gebürtige Jurassier Olivier Marti Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (SP/JU). Er ist einer von sechs Interviewer*innen mit einer Beeinträchtigung aus der Deutschschweiz und der Romandie, die an der insieme-Kampagne #IchWähle teilnehmen. Diese Aktion will die Öffentlichkeit für die politische Partizipation von Menschen mit einer geistigen Behinderung sensibilisieren. Auszüge aus diesen Interviews werden ab Mitte September auf den sozialen Netzwerken zu finden sein. Gleichzeitig wird die von insieme in Zusammenarbeit mit Capito Zürich und der Bundeskanzlei erarbeitete Wahlanleitung in Leichter Sprache veröffentlicht, mit der die eidgenössischen Wahlen im Oktober zugänglich gemacht werden sollen.
Den Politiker*innen die eigenen Anliegen mitteilen
Zu den Zielen der insieme-Kampagne #IchWähle gehört auch, dass die Anliegen von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung sichtbar gemacht werden. Für den Lausanner Pierre Weber sind die Themen Leben in einer Institution und politische Rechte von Menschen mit geistiger Behinderung zentral. «Es gibt Menschen, die ihr Stimmrecht verloren haben, weil sie unter umfassender Beistandschaft stehen. Was könnten Sie tun, damit diese Menschen ihr Stimmrecht wiedererlangen?», fragt er die Nationalrätin Jacqueline de Quattro (FDP/VD). Anschliessend erzählt Pierre Weber von seinen Erfahrungen als junger Mann in einer Institution, die ihn heute noch emotional bewegen.
Gleichstellungsfragen beschäftigen die Zürcherin Suad Dahir Ahmed. Anlässlich der Dreharbeiten zur #IchWähle-Kampagne fragte sie Nationalratspräsident Martin Candinas (Die Mitte/GR): «Warum können Menschen mit einer geistigen Behinderung bisher nicht einen Posten wie den Ihren besetzen?»
Links, rechts, Mitte: Sie nehmen die Herausforderung an
Die meisten Schweizer Bürger*innen informieren sich vor einer Abstimmung oder Wahl über die Medien. Sie tauschen sich in der Familie oder mit Freunden aus und bilden sich so eine Meinung. Dasselbe gilt für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Auch dies zeigt insieme mit der Kampagne #IchWähle, wenn sie Schweizer Bürger*innen mit geistiger Behinderung die Möglichkeit gibt, die politischen Vertreter*innen zu befragen. Elisabeth Baume-Schneider, Martin Candinas, Jacqueline de Quattro, Céline Weber (Grünliberale/VD), Manuela Weichelt (Grüne/ZG) und Romano Amacker (SVP/VS) haben sich der Herausforderung gestellt. Werden auch sie am 14. Oktober in Bern im insieme-Wahlbüro in Leichter Sprache anwesend sein? Die Einladung ist ausgesprochen!