Leichte Sprache: Schreiben für alle

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Der 28. Mai ist der Internationale Tag der Leichten Sprache. Dieser Tag ist die Gelegenheit, sich die Bedeutung des Zugangs zu Informationen für Menschen mit einer geistigen Behinderung vor Augen zu führen.

Der Besuch einer Ausstellung, das Ausleihen von Büchern in der Stadtbibliothek oder die Beschaffung von Informationen im Zusammenhang mit einer Volksabstimmung – all das gehört zum täglichen Leben vieler Menschen. Dank Leichter Sprache sind aktuell immer mehr kulturelle und politische Bereiche und Dienstleistungen für Menschen mit einer geistigen Behinderung zugänglich. Der Internationale Tag der Leichten Sprache unterstreicht die Bedeutung des Zugangs zu Informationen für alle Menschen. Er ist deshalb so wichtig, weil alle Menschen die Möglichkeit erhalten müssen, ihre Bürgerrechte auszuüben und ihren Alltag autonom zu gestalten.

Einmal Leichte Sprache, immer Leichte Sprache…

Zahlreiche Organisationen, die mit Menschen mit einer geistigen Behinderung arbeiten, nutzen zunehmend Leichte Sprache; auch bei insieme Schweiz steht diese Art der Kommunikation im Vordergrund. 2021 hat die Dachorganisation ihre neue Website präsentiert, die – genau wie die Beiträge in ihrem Blog – zu einem grossen Teil in Leichter Sprache verfügbar ist. 2023 ist ebenfalls von einer grossen Neuerung geprägt: Der Jahresbericht wird erstmals ausschliesslich in Leichter Sprache veröffentlicht. Ferner entwickelt insieme Schweiz derzeit in Zusammenarbeit mit der Bundeskanzlei ein Abstimmungshandbuch in Leichter Sprache, damit Wähler*innen mit einer kognitiven Beeinträchtigung bei den Parlamentswahlen im kommenden Oktober abstimmen können.

Der Internationale Tag der Leichten Sprache unterstreicht die Bedeutung des Zugangs zu Informationen für alle Menschen. © Derek Mündlein

Leichte Sprache als Instrument für Inklusion

Auch heute kann es in der Schweiz mitunter noch schwierig sein, Fragen im Zusammenhang mit Wahlen zu verstehen, einen behördlichen Fragebogen auszufüllen oder Zugang zu Gesundheitsleistungen zu erhalten. Mit der Ratifizierung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nation (BRK) hat der Bund zugesagt, diesbezüglich mehr zu tun. Absatz 9.1 der Konvention beschreibt ausführlich diesen Zugang zu Informationen. So werden erfreulicherweise immer mehr angepasste Ressourcen entwickelt: Innerhalb der Bundesverwaltung bietet beispielsweise das Bundesamt für Sozialversicherung (BSV) seit Anfang Mai Informationen zu AHV, Invalidenversicherung und Ergänzungsleistungen in Leichter Sprache an. Im kulturellen Bereich besteht ein Medienbestand an Literatur in Leichter Sprache. Dieser soll Bibliotheken dabei unterstützen ein Angebot in Leichter Sprache zu entwickeln und gleichzeitig auf das Thema zu sensibilisieren.

Diese Initiativen sind begrüssenswert, denn sie ermöglichen eine bessere gesellschaftliche Inklusion von Menschen mit Behinderungen. Die Weiterentwicklung Leichter Sprache als eigener Standard würde in Zukunft mehr Menschen mit oder ohne Behinderungen ermöglichen, Informationen besser zu verstehen und besser untereinander zu kommunizieren.

Angebote in Leichter Sprache

 

* Das Konzept der Leichten Sprache ist auf Initiative einer Gruppe von Menschen mit Behinderungen (die sogenannte „Person First“), in den 1970er-Jahren in den Vereinigten Staaten entstanden und hat sich anschliessend in Europa entwickelt. Die heute unter Leichter Sprache zusammengefassten Regeln sind das Ergebnis eines europäischen Projekts, das zwischen 2007 und 2009 unter dem Titel «Pathways – Wege zur Erwachsenenbildung für Menschen mit Lernschwierigkeiten» durchgeführt wurde.

 

insieme Schweiz Jahresbericht in Leichter Sprache