Nur mit uns (5)

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Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung: Was heisst Selbstbestimmung?

Das Wort hat Katrin:

Katrin_Wohnung

„Vom Jura nach Bern“

Ich bin Katrin, vor einigen Monaten habe ich einen grossen Schritt in meinem Leben gewagt. Ich erzähle euch von meinem Umzug vom Haus am Bach in Cortébert im Jura in die Hausgemeinschaft in Bern. Vom betreuten ins begleitete Wohnen. Ich wohne jetzt im Haus am Bach und bin rund um die Uhr betreut. Bald wohne ich in Bern, um selbständiger zu leben.

Kiste für Kiste wird gestapelt. Bücher, Spiele, Kleider und Bilder. Bilder, die ich selbst gemalt habe, die ich geschenkt bekommen habe, und Bilder, die ich gekauft habe, werden eingepackt. Ich habe schon sehr früh angefangen Kisten zu packen. Ungefähr im März, jetzt ist Ende Mai, bald bin ich weg.

Weg von Chribui, meinem schwarzen lieben Kater, weg von den Pferden, weg von den lieben Menschen, die sich liebevoll um mich kümmern, weg von den Wäldern und der Schüss, die ich nachts plätschern höre beim Einschlummern.
Weg von der Bauernfamilie mit den fünf Kindern, die mir ans Herz gewachsen sind. Ich arbeite jeden Dienstag bei ihnen und helfe der Mutter im Haushalt. Dort werde ich auch nicht mehr hingehen, wenn ich in Bern wohne.

Mein geliebtes Zimmer mit der tollen Aussicht werde ich auch bald aufgeben müssen. Mein Zimmer wird immer leerer … Als ich in Cortébert eingezogen bin, habe ich mein Zimmer violett und lila gestrichen, das werde ich in Bern auch wieder tun. Bald sind Ferien. Ferien extra für den Umzug nach Bern, mit Roman, meinem Freund. Er möchte mir beistehen beim Umzug, weil auch Emotionen mitspielen.

Am Dienstagmorgen gehen wir beide nach Cortébert. Meine Schwester Judit und meine Mutter sind schon da. Judit und ein Zügelmann haben einen Umzugswagen organisiert. Kisten, Möbel und vieles mehr werden eingeladen. Ein mulmiges Gefühl habe ich dabei, Roman auch. Alle packen an, Roman hilft tüchtig mit. Als alles eingeladen ist, fahren wir los nach Bern, um meine neue Wohnung einzurichten.

Am Mittwochnachmittag ist in Cortébert mein Abschiedsapéro. Ich bekomme schöne Abschiedsgeschenke und halte eine rührende Rede. Roman steht stolz neben mir, während ich spreche. Später fahren Roman und ich nach Bern zurück, mit einem weinenden und einem lachenden Auge.

Ich habe viel gelernt, in Richtung Selbständigkeit. Es gibt noch einige Hürden zu bewältigen, die nicht einfach sind. Mein Herz ist immer noch ein bisschen im Jura, dort wo die Blumen blühen, die Wälder leuchten und meine lieben Leute vom Haus am Bach wohnen und arbeiten. Dank Roman und meiner Familie, die immer für mich da sind, weiss ich, dass ich es schaffen werde, meine Ziele zu erreichen. Der grösste Schritt ist schon gemacht. Nun wohne ich schon seit vier Monaten in Bern.
Wie es weiter geht, werde ich euch in meinem nächsten Brief erzählen.“

Aus Anlass des diesjährigen Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember haben Menschen mit geistiger Behinderung und Angehörige ihren Visionen vom selbstbestimmten Leben Ausdruck gegeben – in Wort und Bild auf insiemePLUS, auf www.insieme.ch, Facebook und Twitter. Schauen Sie rein! Oder noch besser: Machen Sie mit!

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