In der Schweiz gibt es rund 330’000 Menschen in erwerbsfähigem Alter, die Angehörige pflegen. Oft sind sie überfordert, leiden an Erschöpfung oder anderen gesundheitlichen Problemen. Um ihnen für ihre wertvolle Rolle in der Gesellschaft zu danken, finden am 30. Oktober in der Schweiz verschiedene Aktionen statt.
Im Jahr 2016 wurden in der Schweiz, laut dem Bundesamt für Statistik (BFS), rund 80 Millionen Stunden unbezahlte Arbeit für hilfsbedürftige Kinder und Erwachsene geleistet.
Melanie Della Rossa und ihr Mann sind Eltern eines Mädchens mit Angelman-Syndrom und Cerebralparese. In der September-Nummer des insieme-Magazins hatten sie sich über ihre anspruchsvolle Rolle als Betreuende ihrer Tochter wie folgt geäussert: «Wir sind stark als Team, unterstützen uns gegenseitig und spüren, wenn der andere nicht mehr kann. Julia bestimmt unser Leben als Familie. Es bedeutet 24 Stunden am Tag Präsenz, lebenslang.»
Einer regelmässigen Erwerbstätigkeit kann die Mutter nicht nachgehen, nicht einmal im Teilpensum.
Massnahmen für berufstätige Angehörige
Eine Berufstätigkeit und mit der Betreuung von Angehörigen zu vereinbaren, kann als Doppelbelastung an die Substanz gehen, den Lebensunterhalt und die berufliche Karriere gefährden.
Vor diesem Hintergrund hat der Bundesrat konkrete Massnahmen zur Unterstützung erwerbstätiger Angehöriger vorgeschlagen. Die Vernehmlassung zum Vorentwurf ist eröffnet und dauert bis Mitte November 2018. Eine der vorgesehenen Massnahmen sieht eine Entschädigung für zeitlich beschränkte Abwesenheiten für Eltern vor, die sich um ein Kind kümmern, das infolge einer Krankheit oder eines Unfalls gesundheitlich schwer beeinträchtigt ist.
Eltern, die in einer solchen Situation sind, müssen derzeit in der Regel unbezahlten Urlaub nehmen, sich krankschreiben lassen oder für eine bestimmte Zeit sogar ihre Erwerbstätigkeit einstellen.
Auszeiten und Erholung für Angehörige
Hilfe annehmen ist eine Stärke: Unter diesem Motto ruft der Entlastungsdienst Schweiz am 30. Oktober mit Standaktionen in verschiedenen Kantonen die Angehörigen auf, sich Hilfe zu organisieren.
Bei den kantonalen Entlastungsdiensten stellt man fest, dass viele Angehörige aus schlechtem Gewissen oder falschem Schamgefühl sich nicht getrauen, Hilfe zu holen. Beim Dachverband Entlastungsdienst Schweiz, der den Tag für betreuende und pflegende Angehörige in der Deutschschweiz initiiert und etabliert hat, ist man überzeugt, dass nur helfen kann, wem es selber gut geht. Er ruft deshalb die Angehörigen auf, sich Auszeiten zu nehmen und sich regelmässig von der anspruchsvollen Arbeit der Betreuung und Pflege zu erholen.
Vernehmlassung des Gesetzesentwurfs
Förderprogramm «Entlastungsangebote für betreuende Angehörige»