Inklusive Schule: Es braucht mehr Mittel, um dieses Ziel zu erreichen

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Der Mangel an Ressourcen für die Umsetzung einer inklusiven Schule hat in der letzten Zeit für Schlagzeilen gesorgt. So erfreulich das Medienecho ist – die aktuelle Situation ist ernüchternd. Dies stellt auch Caroline Sahli Lozano, Programmverantwortliche «inklusive Bildung» an der Pädagogischen Hochschule (PH) Bern, im Gespräch mit insieme fest.

«Die Mittel für die Integration von Menschen mit speziellem Bildungsbedarf in die Regelklassen sind in den meisten Kantonen stark gedeckelt», sagte Caroline Sahli Lozano, Leiterin des Programms «inklusive Bildung» an der PH Bern, anlässlich eines Beitrags zum Thema «inklusive Schule» im insieme-Magazin vom vergangenen Dezember. Die meisten Kantone stellen nur begrenzt finanzielle Mittel zur Verfügung, um ein inklusives Schulsystem, in welchem Kinder mit Behinderung in die Regelklassen integriert sind, zu fördern. Sonderschulen, halbprivate Schulen oder von Stiftungen getragene Einrichtungen verfügen über deutlich mehr Gelder.

Der Mangel an Ressourcen für die inklusive Schule hat kürzlich in den Medien für Schlagzeilen gesorgt. Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin von Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH), machte in mehreren namhaften Schweizer Medientiteln darauf aufmerksam, dass es für eine inklusive Schule deutlich mehr Mittel brauche. Die oberste Lehrerin der Schweiz gibt dem Thema damit viel Gewicht. Die inklusive Schule ist in den Fokus der breiten Öffentlichkeit gerückt, was sehr erfreulich ist.

Deckelung der Mittel für Sonderschulen

Caroline Sahli Lozano von der PH Bern stellte im Interview mit dem insieme-Magazin weiter fest: «Heilpädagogische Schulen werden hierzulande erweitert oder neu gebaut, und dies trotz der Mitgliedschaft der Schweiz beim Übereinkommen der UNO über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (Behindertenrechtskonvention BRK) und des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG).» Um diesen Trend umzukehren, plädiert sie für die Plafonierung der Ressourcen bei den Sonderschulen. Sie schlägt vor, die dadurch frei werdenden Mittel für die Integration von Kindern mit Behinderung in die Regelschule einzusetzen.

In der inklusiven Schule sollen alle Kinder voneinander lernen. © Antoine Tardy

Die inklusive Schule kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Klassen auch über genügend Lehrpersonen verfügen. «Um den spezifischen Bedürfnissen aller Schüler gerecht zu werden, müssten eigentlich permanent zwei Lehrkräfte in einem Klassenzimmer anwesend sein», sagte Dagmar Rösler im Interview mit dem Sonntagsblick. Dieses Modell des inklusiv ausgerichteten Co-Teachings wird im Kanton Waadt in einer sechsten Klasse praktiziert. Zwei Lehrerinnen, darunter eine Sonderschullehrerin, sorgen für einen reibungslosen Ablauf des Unterrichts. In der Klasse werden mehrere Schülerinnen und Schüler mit Lern- und Verhaltensstörungen unterrichtet. Mit diesem inklusiven Ansatz werden die Schüler*innen nicht zuletzt für die Vielfalt in unserer Gesellschaft sensibilisiert und sie lernen, respektvoll und tolerant miteinander umzugehen.

Bessere Unterstützung der Lehrkräfte

Um die bestehenden Mängel zu beheben und den gegenwärtigen Trend umzukehren, müssen die Kantone rasch Massnahmen ergreifen. Es braucht mehr finanzielle Mittel und personelle Ressourcen. Zudem müssen die Schulen und ihre Lehrkräfte besser über die Integration von Schülerinnen und Schüler mit Behinderung informiert und bei der Umsetzung der Massnahmen unterstützt werden. insieme spricht sich deshalb dafür aus, die Mittel, die für den Sonderschulunterricht bereitgestellt werden, in den Ausbau der inklusiven Schule zu verlagern.

 

Artikel im Sonntagsblick