Die neuen «Indikatoren zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen» des Bundesamts für Statistik machen klar, dass es wichtig ist, das Arbeitsumfeld inklusiver zu gestalten. Sie zeigen aber auch, dass Daten über die Situation von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung in der Schweiz weitgehend fehlen.
Das Bundesamt für Statistik (BfS) hat Anfang Dezember seine «Indikatoren zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen» publiziert. Demnach sind die Betroffenen weitgehend in den Arbeitsmarkt integriert, 72% von ihnen waren es 2019. Diese Zahl widerspiegelt aber nicht die Situation aller Personen mit Behinderungen und vor allem nicht von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung. Zum einen werden Menschen, die im zweiten Arbeitsmarkt, beispielsweise in einer geschützten Werkstatt, tätig sind, zwar nicht ausgeschlossen, sind aber kaum in dieser Statistik vertreten. Zum anderen beruht die vom BfS publizierte Statistik weitgehend auf allgemeinen Befragungen der Bevölkerung wie der «Erhebung über die Einkommen und Lebensbedingungen» oder der «Schweizerischen Gesundheitsbefragung». Diese werden ausschliesslich bei Personen aus Privathaushalten durchgeführt, Menschen, die in Einrichtungen leben, werden dabei nicht berücksichtigt.
Und Menschen, die in einer Einrichtung leben?
Dies gilt auch für andere Bereiche. Die vom BfS publizierten Indikatoren bezüglich Sozialkontakten, Mobilität, Bildung, Teilnahme am Arbeitsmarkt und Lebensqualität am Arbeitsplatz widerspiegeln nur die Situation von Menschen mit Behinderungen, die im eigenen Haushalt leben und mehrheitlich im ersten Arbeitsmarkt beschäftigt sind. Die Erfahrungen vieler Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung, die in einer Einrichtung leben bzw. arbeiten, werden in dieser Statistik kaum bis überhaupt nicht berücksichtigt.
Daten lassen oft zu wünschen übrig
Die fehlende Berücksichtigung der Lebenserfahrungen von Menschen, die in einer Einrichtung leben, ist kein isoliertes Problem. Daten zum Thema Behinderung lassen ganz allgemein oftmals zu wünschen übrig. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von Schwierigkeiten bei der Definition (was ist eine Behinderung?) über statistische Probleme bis hin zur fehlenden Sichtbarkeit von Behinderungen bei Studien zu anderen Themen. Diese Umstände verursachen enorme Schwierigkeiten, wenn es darum geht, festzustellen, wo Probleme liegen, welche gezielten Massnahmen entwickelt werden sollen, um Ungleichheiten zu bekämpfen, oder wie die durchzuführenden Aktionen zu priorisieren sind.