Viele wollen selbstständig leben

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© Vera Markus

Der Kanton Zug hat als erster Kanton schweizweit Menschen mit Behinderungen gefragt, was ihre Bedürfnisse bezüglich des Wohnens und der Tagesstruktur sind. Zug möchte in Zukunft die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen stärken. Fast die Hälfte der Befragten waren Personen mit geistiger Behinderung. Die Resultate rütteln auf.

 Wie in allen Kantonen wird auch in Zug das Wohnen und Arbeiten in einer Institution finanziell stärker unterstützt als individuelle Settings. Das Projekt „InBeZug“ möchte dies nun ändern. Die Finanzierung soll sich nach dem individuellen Bedarf ausrichten. Was der Bedarf ist, wurde in dieser aktuellen Studie erfragt.

Wunsch und Realität stimmen nicht überein

Mit der aktuellen Wohnform zeigte sich anfänglich die grosse Mehrheit zufrieden. Dies änderte sich jedoch schlagartig, als den befragten Personen alternative Wohnformen vorgestellt wurden. Es lässt aufhorchen, dass sich fast 70 Prozent eine autonome Lebensform wünschen. Menschen mit Behinderungen möchten gerne alleine, mit Partnerin oder Partner, mit eigener Familie oder auf einem Bauernhof leben. Aktuell wird es aber nur rund 36 Prozent der Befragten ermöglicht, autonom zu wohnen.

Lohn wäre wichtig

Die Umfrageresultate zum Thema Arbeit und Tagesgestaltung zeigen, dass sich viele eine Arbeit wünschen, die mit einem Lohn honoriert wird. 28 Prozent wären in Zukunft gerne im 1. Arbeitsmarkt erwerbstätig. Momentan sind es nur rund 5 Prozent.

Menschen mit geistiger Behinderung ernst nehmen

Die Forschenden berichten, dass einige Personen mit geistiger Behinderung offensichtlich noch nie zu ihren Bedürfnissen zum Wohnen und Arbeiten befragt wurden. Mehrere Befragte hatten grosse Hemmungen zu sagen, was sie sich wirklich wünschen. Dies offensichtlich aus Sorge, dass ihre Angehörigen ihre Wünsche nicht gutheissen könnten.

insieme Schweiz begrüsst diese Studie sehr und hofft, dass nun weitere Kantone Umfragen zu den Bedürfnissen von Personen mit Behinderungen in Auftrag geben werden.