Die Reform der Ergänzungsleistungen (EL) führt zwar zu höheren Beiträgen an die Mieten – aber nur für allein Lebende und Familien. Das Leben in einer Wohngemeinschaft wird teurer, weil hier die Beiträge an die Mieten gesenkt werden.
«Was als Sparmassnahme gedacht war, droht sich nun ins Gegenteil zu verkehren», schreibt «Der Bund» am 29. Juli. Denn manche Menschen, die Ergänzungsleistungen bezögen und in einer WG lebten, könnten sich mit den reduzierten Beiträgen die Mieten nicht mehr leisten, wenn die Reform 2021 in Kraft tritt. Dies trifft auch erwachsene Personen mit Behinderungen, die bei ihren Eltern wohnen.
WG-Leben hat soziale Funktion
Wie «Der Bund» vorrechnet, bekommt eine Person für die Miete in einer städtischen 4er-WG künftig nur noch 490 Franken. Wenn sie allein in eine eigene Wohnung zieht, erhält sie dagegen bis zu 1370 Franken.
Für viele Menschen, die Leistungen von der IV und EL beziehen, hat das Leben zusammen mit anderen in einer WG zudem eine wichtige soziale Funktion. insieme setzt sich dafür ein, dass Menschen mit geistiger Behinderung möglichst selbstbestimmt in einer für sie guten Situation wohnen können.
Mehrkosten auch für den Staat
Nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für den Staat erhöhen sich die Kosten durch die neue Regelung. Dies hat nun auch der Bundesrat in seiner Antwort auf eine Interpellation von Nationalrätin Rosmarie Quadranti (BDP) eingeräumt. Diese geht von der Annahme aus, dass 40 Prozent der WG-BewohnerInnen in eine Einzimmerwohnung wechseln und 10 Prozent in ein Heim ziehen müssten. Daraus würden sich laut Bundesrat Mehrkosten von 50 Millionen Franken ergeben.
Für insieme ist klar: Das Parlament muss hier nachbessern.
Interpellation Rosmarie Quadranti
Artikel «Der Bund» (kostenpflichtig)