Der dritte Evaluationsbericht zum Assistenzbeitrag zeigt: Zwar nimmt die Zahl der Menschen mit geistiger Behinderung, die einen Assistenzbeitrag beziehen, zu. Dennoch können nur wenige deswegen eine Institution verlassen. Eltern, deren Kinder einen Assistenzbeitrag beziehen, bleiben stark belastet.
Erfreulich ist, dass der Anteil der Personen mit geistiger Behinderung, die erstmals einen Assistenzbeitrag beziehen, innert zwei Jahren von 13 auf 19 Prozent gestiegen ist. 16 Prozent aller AssistenzbezügerInnen sind Menschen mit einer geistigen Behinderung.
Selbständiges Wohnen wird nicht gefördert
Der Assistenzbeitrag hat zum Ziel, die Selbstbestimmung auch von Menschen mit geistiger Behinderung zu erhöhen. Dieses Ziel wurde nicht erreicht: So konnten weniger als ein Prozent dank des Assistenzbeitrags die Institution verlassen und leben heute mit Unterstützung einer Assistenz. Auch bei der beruflichen Integration in den ersten Arbeitsmarkt bringt der Assistenzbeitrag keine Verbesserung.
Optimierungsbedarf bleibt
Aufhorchen lassen die Gründe, warum die Betroffenen vom Bezug eines Assistenzbeitrages absehen: Familienmitglieder sind als Assistenzpersonen nicht zugelassen. Es ist schwierig, geeignete Assistenzpersonen zu finden. Unregelmässige Arbeitszeiten, berufliche Qualifikation, kleine Arbeitspensen und flexible Einsatzbereitschaft machen eine Assistenz-Stelle unattraktiv.
Das Versprechen, Angehörige würden durch die Anstellung einer Assistenzperson merklich entlastet, wird bis heute nicht eingelöst. Bei 63 Prozent bleiben Angehörige trotz Assistenz zeitlich immer noch stark oder sehr stark belastet.
Familienmitglieder als Assistenz zulassen
insieme fordert, dass Menschen mit geistiger Behinderung auch Familienmitglieder oder Mitarbeitende von Organisationen als Assistenzpersonen anstellen dürfen. Ihr Bedarf nach Assistenz ist häufig unregelmässig. Für solche Situationen wäre es ideal, wenn beispielsweise eine Person aus einer Institution kurzfristig hinzugezogen werden könnte.
Mehr Unterstützung
Die meisten Menschen, die heute einen Assistenzbetrag beziehen, wünschen sich eine bessere Unterstützung bei der Organisation ihrer persönlichen Hilfe. Stark kritisiert wird von vielen die hohe administrative Belastung. Insbesondere für Personen mit geistiger Behinderung wäre eine auf sie zugeschnittene Abklärung ihres Hilfebedarfs wünschenswert.