Eine neue Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts zeichnet ein grundsätzlich positives Bild der Zukunft für Menschen mit Behinderungen. Zugleich warnt sie vor den Folgen der Machbarkeitskultur und den härteren Bedingungen des Arbeitsmarkts.
Die von der schweizerischen Stiftung cerebral in Auftrag gegebene Studie «Menschen mit Behinderung in der Welt 2035» untersucht, wie technologische und gesellschaftliche Trends den Alltag verändern.
«Anders» zu sein wird normaler
Die Studie zeichnet grundsätzlich ein positives Bild der zukünftigen Entwicklung. Sie geht davon aus, dass die Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in den nächsten zwanzig Jahren wachsen und dass technologischer Fortschritt den Alltag vereinfachen wird. Behindert oder «anders» zu sein werde normaler.
Neue Wohnformen wie Mehrgenerationenhäuser, gemeinschaftliche Wohnungen oder betreute Wohngemeinschaften würden partielle Unterstützung für all jene ermöglichen, die keine vollumfängliche Betreuung benötigen. Eine Chance sieht die Studie zudem im technologischen Fortschritt. So genannte smarte Geräte würden die Selbständigkeit jedes einzelnen unterstützen und Pflegeroboter Therapien und Pflege flexibilisieren.
Leistungsdruck nimmt zu
Die Studie warnt allerdings vor den Gefahren einer zunehmend individualisierten Gesellschaft, in der die Solidarität mit Schwächeren abnehmen könnte. Den Leistungsdruck in der Arbeitswelt würden auch Menschen mit Behinderungen vermehrt zu spüren bekommen. Zudem gelte im heutigen «Optimierungszeitalter» alles als machbar und Schicksale vermeidbar.
Solidarität sollte als gesellschaftlicher Wert im Zentrum der Politik stehen: «Um den Wert der Vielfalt zu kommunizieren, braucht es vermehrt öffentliche Debatten, die den Grundstein legen für das gemeinsame Verständnis und die Solidarität.»
Die Welt 2035 biete Chancen als auch Risiken für Menschen mit Behinderung. Mehr denn je seien Kreativität und der Mut zu unkonventionellen Lösungen gefragt, kommt die Studie zum Schluss.