Nur mit uns (9)

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Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung: Was heisst Selbstbestimmung?

Das Wort hat Doris Wyss, Mutter von Martin, Thun:

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„Für Martin, unseren 30-jährigen Sohn und für uns als Familie, ist Selbstbestimmung stets ein grosses Thema. Für mich heisst ‚Selbstbestimmung‘, Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen zu können. Auf Martin, der während der Woche in einer kleinen Lebensgemeinschaft in einem Nachbardorf wohnt und arbeitet, sich dort aufgehoben und geborgen fühlt und die Wochenenden bei uns zuhause verbringt, trifft diese Definition nur bedingt zu. Ja ’selbst bestimmen‘ kann für ihn, so verstanden, auch bedrohlich sein.

Martin weiss zwar sehr genau, was er will und wie er seinen Willen durchsetzen kann. Doch ist für ihn unvorstellbar, alleine oder in einer Wohngemeinschaft, weg von zuhause, zu leben. Darauf angesprochen, kann Martin sehr traurig werden und panisch reagieren. Er schliesst aus einer solchen Frage, dass er von den Menschen verlassen werden könnte, die er liebt. Selbstbestimmen heisst für ihn, in einer emotional getragenen und gestützten Umgebung entscheiden zu können.

Als Gesellschaft leben wir in einem System, in dem Selbstbestimmung gleichgesetzt wird mit Entscheidungsstärke, emotionaler und materieller Unabhängigkeit. Mir ist es ein grosses Anliegen, dass der Begriff ‚Selbstbestimmung‘ sorgfältig gefüllt und angewendet wird, so dass er auch auf Menschen wie Martin zutrifft – Martin, ein junger Mann mit grosser emotionaler Stärke und einem starken Willen!“

Aus Anlass des diesjährigen Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember haben Menschen mit geistiger Behinderung und Angehörige ihren Visionen vom selbstbestimmten Leben Ausdruck gegeben – in Wort und Bild auf insiemePLUS, auf www.insieme.ch, Facebook und Twitter. Schauen Sie rein! Oder noch besser: Machen Sie mit!

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