Laut einer Umfrage steht fast die Hälfte der Krankenversicherungen für das Prinzip der Solidarität ein. Die Prämien der Grundversicherung gelten unabhängig vom Gesundheitszustand. Ein im September 2017 lanciertes Angebot bricht mit diesem Prinzip. insieme wehrt sich gegen eine Aushöhlung des Solidarsystems.
Eine Umfrage der Stiftung Konsumentenschutz bei den 15 grössten Schweizer Krankenkassen ergab, dass fast die Hälfte von ihnen für die Solidarität einstehen oder zumindest auf Rabattsysteme verzichten. Bedenklich ist, dass sich einige Kassen hinter schwammigen Formulierungen verstecken, die diskriminierende Rabattsysteme indirekt gutheissen.
Seit September 2017 können Versicherte der Krankenkasse Helsana mit der App „Helsana+“ „Pluspunkte“ sammeln. Sie müssen dafür sportliche Aktivitäten, Vereinsmitgliedschaften oder Gesundheitsvorsorge mit Fotos oder Gesundheitsdaten aus anderen Apps beweisen. Für die Pluspunkte erhalten sie einen Teil ihrer Krankenkassenprämie zurück.
Abschied vom Solidaritätsprinzip?
Was gut klingt, hat einen grossen Haken: Mit dieser App wird erstmals in der Schweiz das Prinzip der gleich hohen Prämien in der Grundversicherung verletzt. Alle Versicherten können theoretisch an Rabatt- und Anreizsystemen mitmachen, jedoch mit sehr unterschiedlichen Möglichkeiten.
Die Rückzahlung von Prämiengeldern kommt einer Senkung der Prämie gleich – für sportliche Menschen mit digitaler Affinität, die bereit sind, persönliche Daten mit ihrer Krankenkasse zu teilen.
Wehret den Anfängen
Auch Menschen mit Behinderung können ihre sportlichen Aktivitäten mit der App dokumentieren. Wenn sich das System etabliert, ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis neue Angebote die Bedingungen für Menschen mit Behinderungen verschlechtern.
insieme befürchtet einen Dammbruch, der weitere Diskriminierungen zur Folge hat und stellt sich deshalb klar gegen solche Vorhaben. Denn das Ziel der Versicherer ist es immer, so genannte „Gute Risiken“ anzuziehen: Versicherte, die möglichst keine Gesundheitskosten verursachen.
Positionspapier für Gleichbehandlung
insieme unterstützt zusammen mit anderen Organisationen ein Positionspapier der Stiftung für Konsumentenschutz. Das Papier fordert, dass Krankenkassen in der Grundversicherung keine Anreiz- und Rabattsysteme anbieten und sorgfältig mit persönlichen Gesundheitsdaten umgehen. Für gesunde und kranke Menschen mit und ohne Behinderung jeden Alters: Die Grundversicherung muss solidarisch bleiben. Der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte hatte das Programm der Helsana im Frühling als rechtswidrig beurteilt.
Mitteilung Stiftung für Konsumentenschutz
„Krankenkasse: Informiert entscheiden“ – insieme-News