Viele schwangere Frauen würden auf pränatale Tests verzichten, wenn sie besser informiert wären. Diese Erkenntnis wird durch eine neue Studie bestätigt.
Eine im September dieses Jahres veröffentlichte Studie aus den USA zeigt, dass schwangere Frauen oftmals ungenügend über pränatale Tests aufgeklärt werden. An der Studie nahmen 710 schwangere Frauen teil. Wären die Frauen umfassend und verständlich über die Tests, die Bedeutung der Resultate und mögliche Folgeentscheide informiert, so würden sie sehr viel öfter auf genetische Tests (wie die neuen Bluttests) verzichten – und zwar selbst dann, wenn die Tests gratis wären.
Schlecht aufgeklärte Frauen geben Entscheidung ab
Bereits 2009 war eine Studie aus Frankreich mit 391 schwangeren Frauen zu einem vergleichbaren Ergebnis gekommen: Die Hälfte aller Frauen, die einen Ultraschall- und einen Bluttest durchführen liessen, wussten nicht, dass sie in der Folge vor die Frage gestellt werden könnten, eine Fruchtwasseruntersuchung durchführen zu lassen – mit dem Risiko einer Fehlgeburt von 0.5-1%. Ausserdem war ihnen nicht klar, dass sie im Falle eines auffälligen Testresultates entscheiden müssten, ob sie die Schwangerschaft fortführen oder abbrechen wollten.
Die Studie zeigt auch, dass diese schlecht aufgeklärten Frauen die Entscheidungen rund um die Tests jeweils in die Hände der medizinischen Fachkraft legten.
Unter Zeitdruck
Ärztinnen, Ärzte und Hebammen haben diesen Missstand bezüglich der Information für Schwangere erkannt, wie eine Studie von 2011 aus der Schweiz zeigt – insbesondere im Zusammenhang mit Screeninguntersuchungen für Trisomie 21. Sie verorteten die Gründe für den Informationsmangel bei Schwangeren unter anderem im zeitlichen Druck im Alltag von Ärztinnen und Ärzten sowie – je nach Stadium der Schwangerschaft – auch seitens der werdenden Eltern.
insieme fordert umfassende und nicht-direktive Beratung
Die Resultate der genannten Studien unterstreichen die Bedeutung der langjährigen insieme-Forderung: Werdende Eltern sollen bereits zu Beginn der Schwangerschaft umfassend und nicht-direktiv über pränatale Tests informiert werden. Ausserdem sollen sie über damit verbundene mögliche Folgeentscheide aufgeklärt werden. Dazu gehören das Recht auf Nicht- oder Teilwissen sowie das Recht auf kostenlose Vermittlung von neutralen Beratungsstellen und Kontakten zu Eltern von einem Kind mit Behinderung.
Nur so wird die Voraussetzung dafür geschaffen, dass eine persönliche Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Normen von «Krank» und «Gesund» stattfinden und eine eigene Haltung dazu entwickelt werden kann.
Artikel über die US-Studie (Engl.)