Medikamente gegen Down-Syndrom?

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Forscher arbeiten seit Jahren an Substanzen zur Behandlung des Down-Syndroms. Nun werden verschiedene Wirkstoffe erstmals an Menschen mit Trisomie 21 getestet. insieme hat Vorbehalte.

Basmisanil heisst der Wirkstoff, der kognitive Beeinträchtigungen beheben soll und den der Pharmakonzern Roche bisher an Mäusen getestet hat. Gemäss Medienberichten soll die Substanz jetzt in Europa und den USA an über 170 zwölf- bis dreissigjährige Menschen mit Down-Syndrom getestet werden (Quelle Sonntagszeitung, 31.1.2016).

Die Projektverantwortlichen erhoffen sich, dass Betroffene mit dem Medikament dereinst besser lernen und letztlich ihren Alltag besser bewältigen können.

Frühe Hirnentwicklung fördern, Alzheimer vorbeugen

Parallel zur Roche-Studie starten italienische und amerikanische Forscherteams Tests mit weiteren Wirkstoffen. So soll Frauen, die mit einem Kind mit Down-Syndrom schwanger sind, Fluoxetin verabreicht werden. Der Wirkstoff soll bei ungeborenen Kindern mit Trisomie 21 beitragen, Defekte in der Gehirnentwicklung zu korrigieren.

An der University of California wird derzeit an erwachsenen Menschen mit Trisomie 21 ein Impfstoff gegen Alzheimer-Ablagerungen getestet. An diesem Projekt ist auch eine Lausanner Biotech-Firma beteiligt.

insieme warnt vor falschen Hoffnungen

insieme begrüsst grundsätzlich Forschung, die eine gute medizinische Versorgung auch von Menschen mit geistiger Behinderung anstrebt.

Doch warnt insieme vor der Illusion, medikamentöse Therapien allein könnten Menschen mit Down-Syndrom ein selbständigeres Leben garantieren – oder Trisomie 21 auf längere Sicht gar heilen.

Rahmenbedingungen für ein selbständiges Leben

Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung sind durchaus in der Lage, selbständig zu leben, wenn sie die nötige Unterstützung erhalten.

Noch sind die notwendigen Voraussetzungen dazu leider nicht erfüllt: gezielte, persönliche Förderung von klein auf und als Erwachsene; die Chance, mit andern Kindern gemeinsam zu lernen und eine gute berufliche Bildung zu erfahren; zu wählen, wie sie wohnen, arbeiten und ihre Freizeit gestalten möchten.

So lauten die Rahmenbedingungen, die die UNO-Behindertenrechtskonvention einfordert und für die insieme sich engagiert.