Ein neu veröffentlichter Bericht zeigt, dass Kitaplätze für Kinder mit Behinderung in vielen Teilen der Schweiz fehlen – insbesondere für Kinder mit einer schweren Beeinträchtigung.
Procap veröffentlichte soeben ihren Bericht «Familienergänzende Betreuung für Kinder mit Behinderungen». Die Mehrheit der 800 Befragten – Fachpersonen, Verwaltung und Elternkreise – beurteilen die Angebotslage als ungenügend.
Die Freiheit von Familien mit einem Kind mit Behinderung zu entscheiden, ob sie ihre Kinder im Vorschulalter familienergänzend betreuen lassen möchten oder nicht, ist massgeblich vom Wohnort abhängig. Zusätzlich spielt auch der Grad der Behinderung eine bedeutende Rolle. Damit unterscheidet sich ihre Situation sehr stark von derjenigen von Familien mit Kindern ohne Behinderungen: für sie besteht heutzutage fast schweizweit eine Wahlfreiheit.
Kitaplätze fehlen, Diskriminierung bei Finanzierung
Ein systematisches Angebot fehlt häufig schon für Kinder mit leichten Behinderungen. Somit sind Eltern von Kindern mit Behinderungen vielerorts auf sich allein gestellt und von der Bereitschaft einer Kindertagesstätte abhängig, ihr Kind trotz mangelnder Ressourcen aufzunehmen. Für Kinder mit schweren Behinderungen bleibt der Zugang zu einer Betreuungseinrichtung in der Mehrheit der Kantone ganz verwehrt. Die behinderungsbedingten Mehrkosten werden in der Schweiz aktuell nur von einer kleinen Minderheit der Gemeinwesen voll übernommen. Bei Kindern mit schwereren Behinderungen beteiligt sich eine deutliche Mehrheit der Gemeinwesen finanziell gar nicht.
Negative Folgen
Die betroffenen Kinder, die keine Kita besuchen können, verlieren eine wichtige vorschulische Fördermöglichkeit, die auch längerfristig die Inklusion erschwert. Weiter führt das fehlende oder nicht finanzierbare Angebot oft dazu, dass ein Elternteil die Erwerbstätigkeit aufgeben oder stark reduzieren muss – und die Eltern mit der Betreuung und Pflege überlastet sind.
Verbesserungen der familienergänzenden Kinderbetreuung sind nötig
insieme fordert zusammen mit anderen Organisationen die Öffnung der Kindertagesstätten für Kinder mit besonderen Unterstützungsbedürfnissen und einen diskriminierungsfreien Zugang zu familienergänzender Betreuung für alle Kinder. Der Bericht zeigt die Dringlichkeit dieser Forderung.
Zur Online-Konferenz vom 11. Mai 2021 rund um den Bericht
Familienergänzende Betreuung auf insieme.ch
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