Kinderwunsch und Elternschaft

Auch bei Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung kann der Wunsch entstehen, eine eigene Familie zu gründen. Dies kann beim Umfeld Betroffenheit oder Sorge auslösen. Wichtig sind dabei tragfähige Unterstützungsangebote und Begleitung. In der Schweiz gibt es dafür noch kaum spezialisierte Angebote.

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    Kinderwunsch und Eltern werden

     

    Viele Menschen wünschen sich ein eigenes Kind.

    Der Wunsch nach einem Kind kann verschiedene Gründe haben.

    Man möchte zum Beispiel:

    • ein Kind haben
    • für jemanden wichtig sein
    • nicht allein sein
    • sich um jemanden kümmern
    • Verantwortung übernehmen
    • ein normales Leben führen

     

    Die Rolle als Eltern

    Aber wie ist es eigentlich, wenn man für ein Kind verantwortlich ist?
    So können Sie das herausfinden:

    • Helfen Sie in einer Kita mit.
    • Helfen Sie einer Familie, die Sie kennen.
    • Besuchen Sie einen Kurs.
      Im Kurs «Storch+» üben Sie mit einer Baby-Puppe.
      Mehr Infos finden Sie in diesem Dokument:
      Kurs-Storch+

    Das lernen Sie:
    Was braucht ein Kind und wie entwickelt es sich?
    Was ist die Aufgabe der Eltern?

     

    Recht auf eigene Familie

    In der Schweiz hat jeder Mensch das Recht zu heiraten und Kinder zu bekommen.
    Das ist ein Grund-Recht.
    Heiraten und eine Familie gründen ist auch ein Menschen-Recht.
    Diese Rechte gelten für alle Menschen.

     

    Wohlergehen vom Kind

    Auch ein Kind hat Rechte und Bedürfnisse.
    Es soll unter guten Bedingungen aufwachsen und sich wohl fühlen.
    Man nennt das auch Wohlergehen vom Kind.

    Bei einem Kinderwunsch muss man beides beachten:

    • das Recht auf ein eigenes Kind
      und
    • das Wohlergehen vom Kind

    Begleitung

    Manchmal ist ein eigenes Kind nicht möglich.
    Das kann traurig und schmerzhaft sein.
    Eine enge Begleitung ist dann hilfreich.
    Zum Beispiel durch unsere Fachstelle

     

    Unterstützung für Eltern
    Für Eltern gibt es verschiedene Hilfsangebote:

    • Mütter-Beratung und Väter-Beratung
    • Sozial-Pädagogische Familien-Begleitung
    • Betreute Wohn-Möglichkeiten für Eltern und Kind
    • Entlastungs-Dienste
    • Kita

    Für Eltern mit einer kognitiven Beeinträchtigung gibt es wenige Angebote
    in der Schweiz, die gut passen.
    Ein Angebot heisst Mukiwo.
    Mukiwo ist eine Abkürzung und bedeutet «Mutter-Kind-Wohnen».
    Informationen finden Sie hier: www.mukiwo.ch

Eine junge Frau in Jeans umarmt ihren kleinen Sohn.
Viele Menschen verspüren den Wunsch nach einem eigenen Kind.

Der Wunsch nach einem Kind betrifft oft auch das Umfeld

Der Kinderwunsch einer Person mit kognitiver Beeinträchtigung ist ernst zu nehmen und eine Auseinandersetzung damit zu begleiten. Von diesem Wunsch oder von einer bereits bestehenden Schwanger- oder Elternschaft fühlt sich oft ein weiteres Umfeld betroffen. Wichtig für alle Beteiligten ist ein auf die individuelle Situation zugeschnittenes Unterstützungsangebot.

Der Wunsch nach einem eigenen Kind, nach einer eigenen Familie entsteht bei vielen Menschen und entspricht einer natürlichen Entwicklung. Die Familiengründung und Eheschliessung gehören zu den geschützten Grund- und Menschenrechten einer jeden Person, die nicht eingeschränkt werden dürfen.

Ein zum Ausdruck gebrachter Kinderwunsch ist ernst zu nehmen. Dieser kann verschiedene Beweggründe haben, wie zum Beispiel der Wunsch, für jemanden wichtig und nicht alleine zu sein, Sorge und Verantwortung zu übernehmen oder der Wunsch nach Normalität.

Hat eine Frau, ein Mann oder ein Paar mit geistiger Behinderung eigene Kinder, dann gilt es, diejenigen Bereiche zu identifizieren, wo Unterstützung notwendig ist.

Eine junge Frau spielt mit ihrem Kind Fangen.
Hat eine Person mit geistiger Behinderung ein Kind, betrifft dies auch das Umfeld.

Ein erster Schritt in der Begleitung der Person mit kognitiver Beeinträchtigung kann sein, gemeinsam die dahinter liegende Motivation zu klären. Mit dieser können auch verschiedene Vorstellungen verknüpft sein, Elternschaft zum Beispiel als ungewisse Herausforderung, als erfüllende Ganztagesaufgabe, als einfache Nebensache oder als eigene Beschäftigungsmöglichkeit angesehen werden.
Als nächster Schritt sind bestehende Vorstellungen zu klären. Dabei können Angebote unterstützend sein, die die Anforderungen bei der Kinderbetreuung konkreter und erlebbar machen: aktive Mithilfe in einer Kita oder bei bekannten Familien, Kurse oder Lernangebote.

Simulationsbasiertes Bildungsprogramm Real Care® Baby bei Storch.
Mehr

Die gemachten Erfahrungen sind Grundlage für das weitere Gespräch, zu dem auch Aufklärung über kindliche Bedürfnisse und Entwicklung gehört. Sollte sich ein Kinderwunsch konkretisieren, dann ist zu eruieren, in welchen Bereichen bei einer Elternschaft vermutlich Unterstützung und Begleitung notwendig werden und wer diese leisten könnte.

Nimmt die Person mit Behinderung hingegen Abschied von ihrem Kinderwunsch, dann ist auch bei aufkommender Trauer und Schmerz eine enge Begleitung wichtig.

Eine Frau und ihr Kind schauen von einer orangen Holzbrücke auf einem Spielplatz herunter.
Durch die rasche Entwicklung des Kindes verändert sich der Unterstützungsbedarf der Eltern fortlaufend.

Elternschaft

Hat eine Frau, ein Mann oder ein Paar mit geistiger Behinderung eigene Kinder, dann gilt es, diejenigen Bereiche zu identifizieren, wo Unterstützung notwendig ist. Dabei gibt es Unterstützungsleistungen von unterschiedlichen Anbieter*innen wie Mütter- und Väterberatung, Sozialpädagogische Familienbegleitung, Betreute Wohnmöglichkeiten für Mutter und Kind, Entlastungsdienste oder Kita.
Durch die rasche Entwicklung des Kindes verändert sich der Unterstützungsbedarf der Eltern fortlaufend. Auch direkte Unterstützungen für das Kind selber können Thema werden. Die Begleitung muss deshalb regelmässig überprüft und bei Bedarf angepasst werden.
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Angebot für Mütter mit kognitiver Beeinträchtigung: Mutter-Kind-Wohnen.
Dienstleistung «Begleitete Elternschaft» (Deutschland)

Auswirkungen auf das Umfeld

Äussert eine Person mit geistiger Behinderung einen Kinderwunsch, dann fühlt sich oft ein weiteres Umfeld davon betroffen.
Potentielle Grosseltern machen sich Gedanken, ob oder wie ihre Tochter oder ihr Sohn mit kognitiver Beeinträchtigung selber für ein Kind sorgen kann. Die Vorstellung, bei der Betreuung eines Grosskindes mithelfen zu müssen oder diese gar ganz zu übernehmen und so erneut mit der Aufgabe der Kindererziehung konfrontiert zu werden, kann Ängste und Ablehnung hervorrufen.

Dabei kann es zu Interessenkonflikten kommen, wenn sich die verschiedenen Lebensentwürfe der beteiligten Personen nicht entsprechen.
Auch Fachpersonen beschäftigt die Frage betreffend die Fähigkeiten der Person mit geistiger Behinderung zur Kindererziehung und -betreuung und die Möglichkeiten zur Begleitung.
Das Kindeswohl ist in der Regel allen Beteiligten ein primäres Anliegen. Zentral bleiben aber auch die Fragen rund um die Bedürfnisse, das Wohlergehen wie auch die Rechte der Person mit Behinderung. Beide Themen stehen einerseits bei Kinderwunsch wie auch bei bereits bestehender Elternschaft im Zentrum.