Berufsbildung

Eine Berufsausbildung ist in unserer Gesellschaft für alle Menschen wichtig. Eine gute berufliche Grundbildung fördert Jugendliche mit Behinderung in ihrer Entwicklung und ermöglicht es ihnen, selbständiger zu arbeiten.

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    Einen Beruf lernen

    Jeder kann nach der Schule einen Beruf finden und arbeiten.
    Auch Menschen mit einer Beeinträchtigung.
    Zuerst muss man allerdings einen Beruf lernen.

    Einen Beruf lernen – wie geht das?
    Es gibt 4 Möglichkeiten:

    1. IV-Ausbildung
    2. Praktische Ausbildung
    3. Lehre mit Berufs-Attest
    4. Lehre mit Fähigkeits-Zeugnis

     

    1) IV-Ausbildung

    Was?
    Die IV-Ausbildung ist eine berufliche Grundbildung.
    Die Invaliden-Versicherung regelt diese Ausbildung.
    Man lernt zu arbeiten und Aufgaben zu erledigen.

    Nach der IV-Ausbildung arbeitet man in einer geschützten Werkstätte.
    Zum Beispiel in der Holz-Verarbeitung.

    Für wen?
    Manche Menschen brauchen länger Zeit, um etwas zu lernen.
    Die IV-Ausbildung eignet sich gut für diese Menschen.
    Sie können sich für die Aufgaben mehr Zeit nehmen.

    Wie lange?
    Die IV-Ausbildung dauert 2 Jahre.

    Abschluss?
    Am Ende der IV-Ausbildung erhalten Sie ein Diplom.
    Die Werkstätte oder das Heim stellt das Diplom aus.

     

    2) Praktische Ausbildung (PrA)

    Was?
    Pra heisst : Praktische Ausbildung.
    In der Praktischen Ausbildung (PrA) lernt man die Berufs-Praxis.
    Also die praktischen Arbeiten.

    Zwei Beispiele:
    Wie man Pferde pflegt oder Gäste in einem Restaurant bedient.

    Diese beiden Praktischen Ausbildungen heissen:

    • Praktiker oder Praktikerin PrA Pferde-Pflege
    • Praktiker oder Praktikerin PrA Restaurant

    Für wen?

    Die Praktische Ausbildung (PrA) eignet sich für junge Menschen
    mit Lernschwierigkeiten.

    Wie lange?
    Die Praktische Ausbildung (PrA) dauert 2 Jahre.

    Abschluss?

    Am Ende bekommt man einen PrA-Ausweis und einen Kompetenz-Nachweis.
    Darin steht, was man kann.

    Mehr Infos finden Sie hier auf der Website von INSOS.

     

    3) Lehre mit Berufs-Attest (EBA)

    Was?

    EBA bedeutet: Eidgenössisches Berufs-Attest.
    Eidgenössisch bedeutet: es ist in der ganzen Schweiz gültig.
    In dieser Lehre lernt man vor allem die praktischen Arbeiten.
    Die Lehre mit Berufs-Attest ist schwieriger als die Praktische Ausbildung (PrA).

    Zwei Beispiele:
    Hotellerie-Angestellte EBA, Florist EBA.

    Für wen?

    Die Lehre mit Berufs-Attest (EBA) können Jugendliche nach der obligatorischen Grundschule machen.

    Wie lange?

    Diese Lehre dauert 2 Jahre.

    Abschluss?

    Am Ende erhalten Sie ein Eidgenössisches Berufs-Attest (EBA).
    Es ist in der ganzen Schweiz gültig.

    Mehr Infos finden Sie hier auf der Website berufsberatung.ch.

     

    4) Lehre mit Fähigkeits-Zeugnis (EFZ)

    Was?

    EFZ bedeutet: Eidgenössisches Fähigkeits-Zeugnis.
    Eidgenössisch bedeutet: es ist in der ganzen Schweiz gültig.
    Bei dieser Lehre lernt man alles rund um einen Beruf.
    Man lernt sowohl die Praxis als auch die Theorie.
    Sie ist schwieriger als die anderen Lehren und Ausbildungen auf dieser Seite.

    Drei Beispiele:
    Koch EFZ, Schreinerin EFZ, Elektrikerin EFZ.

    Für wen?

    Für Jugendliche nach der obligatorischen Grundschule.
    Man muss viel Theorie lernen.

    Man lernt zum Beispiel:

    • warum man dieses Produkt verwendet und nicht ein anderes
    • was in einem Produkt enthalten ist

    Wie lange?
    Die Lehre mit Fähigkeits-Zeugnis (EFZ) dauert 3 bis 4 Jahre.

    Abschluss?

    Am Ende dieser Lehre erhält man ein Eidgenössisches Fähigkeits-Zeugnis (EFZ).
    Es ist in der ganzen Schweiz gültig.

    Mehr Infos finden Sie hier auf der Website berufsberatung.ch.

     

    Mehrere berufliche Ausbildungen möglich

    Man kann auch mehrere Ausbildungen machen.
    Zum Beispiel zuerst eine Praktische Ausbildung (PrA).
    Und später eine etwas schwierigere Lehre mit Berufs-Attest (EBA).

Berufsbildung: zwei Männer arbeiten in der Landwirtschaft.
Arbeit ist für viele Menschen ein wichtiger Teil ihres Lebens.

Ausbildungswege und Berufsfelder

Für den Übergang von der Schule zum Beruf ist eine berufliche Grundbildung wichtig. Dabei gibt es vier verschiedene Ausbildungswege

  • Die ein- bis zweijährige IV-Anlehre ermöglicht es Jugendlichen mit schweren Behinderungen, eine berufliche Grundbildung zu erlangen. Sie folgt einem individuellen Lehrplan und wird mit einem internen Diplom der ausbildenden Institution abgeschlossen.
  • Die Praktische Ausbildung (PrA) ist niederschwellig und richtet sich an Menschen mit Lernschwierigkeiten. Sie dauert zwei Jahre. Wer sie abschliesst, erhält einen Ausweis, oft ergänzt mit einem individuellen Kompetenznachweis.

Mehr zur PrA beim Branchenverband INSOS

Die Praktische Ausbildung ist aktuell in rund fünfzig Berufen möglich. Die häufigsten Branchen sind:

  • Gartenbau und Landwirtschaft
  • Gastgewerbe und Hauswirtschaft
  • Gebäudetechnik und Betriebsunterhalt
  • Maschinenbau und Metallverarbeitung
  • Baugewerbe
Eine junge Frau arrangiert Cupcakes in einem Schaufenster.
Alle Ausbildungswege bieten eine grosse Auswahl an Berufen.
  • Zweijährige Ausbildungen mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) sind mehrheitlich praktisch orientiert. Die Anforderungen liegen jedoch höher als für eine PrA. Bei der beruflichen Grundbildung mit EBA stehen rund 60 Berufe zur Auswahl. Zu den Steckbriefen der EBA-Berufe.
  • Das eidgenössische Fähigkeitszeugnis (EFZ) wird nach einer drei- oder vierjährigen Lehre im ersten Arbeitsmarkt ausgestellt. Die schulischen Anforderungen und der theoretische Anteil sind hier höher als bei den anderen Ausbildungswegen. Berufe mit EFZ gibt es rund 230. Zur Übersicht der EFZ-Berufe.

Die Ausbildungswege können auch nacheinander begangen werden. Viele Jugendliche, die mit einer Praktischen Ausbildung ins Berufsleben starten, sind anschliessend bereit für eine Ausbildung mit Berufsattest.

Das Engagement von insieme: Berufsbildung für alle!

insieme setzt sich für das Recht auf Berufsbildung ein. Leider ist es noch nicht selbstverständlich, dass Jugendliche mit Behinderungen Zugang zu einer wirkungsvollen Berufsbildung haben.

Dies zeigt die Geschichte der PrA:

2007

entsteht die Praktische Ausbildung (PrA) als zweijährige Grundausbildung für Jugendliche mit Lernschwierigkeiten.

2011

kürzt der Bund die Berufsausbildungen für Jugendliche mit Behinderungen auf ein Jahr. Im selben Jahr reicht insieme – zusammen mit Procap und Cerebral – die Petition «Berufsbildung für alle» mit über 100’000 Unterschriften ein.

2016

entscheidet das Bundesgericht, dass die Berufsbildungen wieder zwei Jahre dauern müssen, weil die gesetzliche Grundlage für eine Kürzung fehlt. Im gleichen Jahr verankert die «Weiterentwicklung der IV» diese Grundlage für eine Kürzung im Gesetz.

2019

erreicht insieme, dass der zuständige Bundesrat dem Parlament versichert, dass die Ausbildungen weiterhin zwei Jahre dauern werden.

insieme setzt sich auch dafür ein, dass die Bedürfnisse von Jugendlichen mit geistiger Behinderung in der strategischen Entwicklung der Berufsbildung besser berücksichtigt werden. Leider kommen diese zum Beispiel in der Strategie «Berufsbildung 2030» des Bundes kaum vor.

Zur Website «Berufsbildung 2030»

Wegweiser Bildung – Beruf – Berufsbildung

Berufsberatung

Verschiedene Stellen helfen beim Übergang von der Schule in die Berufswelt weiter: