Ja zur Berufsbildung

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Der Nationalrat stellte sich heute klar hinter die Postulate von Bulliard-Marbach und Lohr. Die beiden Politiker fordern vom Bundesrat Transparenz und faire Bedingungen bei der Ausbildung von Jugendlichen mit Beeinträchtigung. Anliegen, für die sich insieme vollumfänglich einsetzt.

Anliegen von insieme bekräftigt

insieme ist hoch erfreut. Zwei Jahre nach Einreichen der Postulate von Christian Lohr und Christine Bulliard-Marbach 2013 hat sich der Nationalrat heute klar hinter die Forderung der beiden CVP-Nationalräte gestellt. Der Rat verpflichtet den Bundesrat, zu überprüfen, ob die seit 2011 geltende IV-Praxis bei der Berufsbildung von stärker beeinträchtigten Jugendlichen gesetzeskonform ist. Und er verlangt vom Bundesrat Transparenz über die IV-Leistungen bei diesen Lernenden.

Jugendliche mit Behinderung ins Abseits gedrängt

Anlass für die beiden Vorstösse war die Sorge, dass mit der 2011 eingeführten IV-Ausbildungspraxis ein Abbau bei der Berufsbildung von Jugendlichen mit Behinderung eingesetzt hat. Eine Sorge, die Christine Bulliard-Marbach und Christian Lohr mit insieme teilen. Die IV spricht nur noch eingeschränkt Unterstützungsleistungen für ein zweites Berufsbildungsjahr. Den Zuspruch macht sie abhängig davon, ob den betroffenen Jugendlichen eine Anstellung im ersten Arbeitsmarkt prognostiziert wird oder nicht. Die Kürzung der Ausbildungszeit trifft ausgerechnet Jugendliche, die eigentlich mehr Zeit zum Lernen benötigen als andere. Es gibt keine andere Ausbildung, die abgebrochen werden muss, wenn Lernende das Ausbildungsziel erreichen könnten. Die betroffenen Jugendlichen, viele von ihnen in ihrer Entwicklung verzögert, werden damit bereits vor Erreichen des Erwachsenenalters abgeschrieben. Mit der geltenden Ausbildungspraxis wird ihnen auch eine berufliche Qualifizierung für eine spätere Arbeit im geschützten Rahmen verwehrt.

Abbau bei der Berufsausbildung nachgewiesen

Die Sorge um den Abbau bei der Berufsbildung von jungen Menschen mit Beeinträchtigung ist nicht aus der Luft gegriffen. Im Lehrjahr 2014/15 erhielten 40 Prozent der Lernenden keine Unterstützung der IV für ein zweites Ausbildungsjahr. Dies belegen die Zahlen von INSOS (des Nationalen Branchenverbandes der Institutionen für Menschen mit Behinderung), die diese Woche veröffentlicht wurden.

Korrekturen notwendig

Die Nationalräte Christine Bulliard-Marbach und Christian Lohr machen sich im Nationalrat stets für Menschen mit Behinderung stark. Mit ihren Postulaten und der gebührenden Hartnäckigkeit haben sie im Parlament die Einsicht erwirkt, dass bei der geltenden Berufsbildungspraxis bei Jugendlichen mit einer Beeinträchtigung Korrekturen notwendig sind. Sie haben den Nationalrat überzeugt, dass eine Praxis, die sich gegen Jugendliche mit Behinderung richtet, mit dem Gleichstellungsauftrag und der UNO-Behindertenrechtskonvention nicht vereinbar ist. Das heutige Ergebnis stimmt zuversichtlich, dass Jugendliche mit Behinderung ernst genommen werden als junge Menschen, die Talente, Interessen und Berufswünsche haben und motiviert sind, etwas zu leisten.

Kurz vor der heutigen Abstimmung haben die drei Organisationen insieme, Procap und die Vereinigung Cerebral die Nationalrätinnen und Nationalräte aufgerufen, die beiden Postulate von Christine Bulliard-Marbach und Christian Lohr anzunehmen.