Inklusion aus der Perspektive von Menschen mit Behinderungen

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In der Schweiz fühlen sich vier von fünf Menschen mit Behinderungen in mindestens einem Lebensbereich in ihrer Teilhabe an der Gesellschaft eingeschränkt: Dies ist das Fazit der ersten nationalen und repräsentativen Studie zum Thema Inklusion, die die Betroffenen selbst ins Zentrum der Befragung stellt. Pro Infirmis hat die Studie in Auftrag gegeben.

«Die Schweiz hat noch nicht begriffen, was Menschen mit Behinderungen zur Gesellschaft beitragen können. Denn niemand berechnet die Kosten, die durch die Separation entstehen», sagte Simone Leuenberger am Podiumsgespräch im Anschluss der Präsentation der Studie. Die Grossrätin und Nationalratskandidatin (EVP/BE) diskutierte an dem von Jahn Graf geleiteten Podium zusammen mit Tatjana Binggeli (SP/AG) und Nicole Tille (SP/FR) über die Ergebnisse der Studie. Alle drei kandidieren bei den Wahlen am 22. Oktober für den Nationalrat und wollen so dem Thema Behinderung mehr Sichtbarkeit verleihen.

Drei Frauen und ein Mann sitzen vor einem Publikum.

Am Podiumsgespräch diskutierten drei Kandidatinnen für den Nationalrat die Resultate der Inklusionsstudie. © Pro Infirmis

In Politik, Arbeit und Mobilität am stärksten eingeschränkt

Die Politik ist denn auch der Lebensbereich, in dem sich die Befragten am stärksten eingeschränkt fühlen. 3 von 4 Menschen mit Behinderungen fühlen sich in der Politik nicht ausreichend repräsentiert, finden, dass Politiker*innen zu wenig für Menschen mit Behinderungen tun und denken, dass sie kaum Chancen haben, in ein öffentliches Amt gewählt zu werden.

Jede zweite Person mit Beeinträchtigung in der Schweiz findet, dass sie kaum eine Chance hat, in den ersten Arbeitsmarkt einzusteigen. Jede dritte Person fühlt sich in der Fortbewegung eingeschränkt, hauptsächlich wegen baulicher Barrieren.

Wohnen, Bildung, Freizeit

Insgesamt wurden 10 Lebensbereiche untersucht. Neben den genannten wurden Wohnen, Bildung und Freizeit als Bereiche aufgeführt, in denen eine starke Diskriminierung festgestellt wurde. Die wenigsten Einschränkungen wurden in den Bereichen Beziehungen, Recht, Gesundheit und Information genannt. Befragt wurden 1433 Personen im Alter zwischen 16 und 64 Jahren. Die Studie zeigt, dass die Schweiz einen grossen Handlungsbedarf bezüglich Inklusion hat. Die Studie, auch als Inklusionsindex 2023 bezeichnet, soll alle paar Jahre wiederholt werden, um so die Entwicklung bezüglich Inklusion von Menschen mit Behinderungen aufzuzeigen.

Der Inklusionsindex 2023 auf proinfirmis.ch