PID: wo liegen die Grenzen?

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Beschränkung auf schwere Erbkrankheiten oder Türöffnung für ein allgemeines Austesten von genetischen und chromosomalen Anomalien im Reagenzglas? Auf diesen Streitpunkt spitzt sich die Debatte im Parlament zu. Die Ständeratskommission sprach sich am 23. Juni erneut für eine nahezu unbegrenzte Zulassung der Präimplantationsdiagnostik aus. Eine Entwicklung, vor der insieme eindringlich warnt.

Bundesrat schlägt restriktive Regelung vor

Präimplantationsdiagnostik (PID) bedeutet, dass das Erbgut von künstlich erzeugten Embryos vor der Einpflanzung in den Mutterleib nach Abweichungen untersucht wird. Anormale Embryonen sollen aussortiert und verworfen werden. Weil diese Art von Selektion zu einer Unterscheidung zwischen lebenswertem und lebensunwertem Leben zwingt, ist die PID eine ethisch sehr heikle Methode. Aus diesem Grund will der Bundesrat die PID nur in Einzelfällen zulassen. Er hat dem Parlament im Juni 2013 einen Gesetzesentwurf zur Aufhebung des Verbots der PID vorgelegt. Nur von einer schweren Erbkrankheit vorbelasteten Paaren soll die Diagnostik zugänglich sein (50-100 Paare), um sicherzustellen, dass der einzupflanzende Embryo nicht Träger der Krankheit ist. Sogenannte allgemeine Chromosomenscreenings bei allen künstlichen Befruchtungen, um beispielsweise Kinder mit Trisomie 21 systematisch zu verhindern, will der Bundesrat nicht zulassen. Es soll keine Vorselektion von Leben ohne jegliche Abwägung stattfinden.

Das Parlament will weitergehen

Nachdem sich National- und Ständerat in der Beratung des Gesetzes uneinig waren, beschäftigte sich die Wissenschaftskommission des Ständerats am 23. Juni erneut mit dem Thema (sog. Differenzbereinigung). Sie hat sich nun zum zweiten Mal gegen den Bundesrat gestellt und empfiehlt ihrem Rat, entschieden weiter zu gehen, als der Bundesrat vorsieht. PID soll unkontrolliert allen Paaren, die künstliche Befruchtung in Anspruch nehmen (ca. 6000 jährlich), zugänglich sein.

insieme hofft auf den Ständerat

insieme hofft nun, dass der Ständerat bei seiner kritischen und differenzierten Haltung bleibt und im September – wenn er die Vorlage zum zweiten Mal diskutiert – erneut den restriktiven Bundesratsvorschlag unterstützt und den allgemeinen Chromosomentests eine Absage erteilt. Wir fordern klare Schranken für diese ethisch heikle Diagnostik.

insieme – Damit unsere Gesellschaft Menschen mit Behinderung auch in Zukunft vorbehaltlos willkommen heisst und Eltern, die sich bewusst für ein Kind mit Behinderung entscheiden, auf die ungebrochene Solidarität der Gesellschaft setzen können.