Immer mehr Tests

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Seit Juli dieses Jahres kommen die Krankenkassen für die Kosten von nicht-invasiven Bluttests während der Schwangerschaft auf. Eine Recherche von «10 vor 10» des Schweizer Fernsehens zeigt, dass die Anzahl dieser Tests inzwischen bereits stark zugenommen hat. Es handelt sich um Tests, die darauf abzielen, die Wahrscheinlichkeit einer Trisomie zu ermitteln. Das Ausmass dieser Entwicklung überrascht und beunruhigt insieme.

Die nicht-invasiven Bluttests erlauben es, mittels einer einfachen Blutentnahme bei der Mutter eine Wahrscheinlichkeit für Trisomie21 beim Fötus zu ermitteln. Ein solcher Test kostet rund 1000 Franken. Seit Juli 2015 übernehmen die Krankenkassen unter gewissen Umständen die Kosten.

Doppelt so viele Tests

Eine gestern ausgestrahlte Sendung von «10 vor 10» des Schweizer Fernsehens zeigt, dass die Nachfrage nach diesen Tests stark zugenommen hat, seitdem die Kosten von der Krankenversicherung übernommen werden.

Gesprochen wird im Beitrag von «10 vor 10» von einer Zunahme von 10% bis 15%, eine andere Quelle geht gar von einer Verdoppelung der Tests aus.

Nicht wirklich eine Überraschung

insieme ist nicht erstaunt über die Entwicklung an sich und hat bereits früher mehrfach auf die absehbare Zunahme hingewiesen. Überrascht ist die Elternvereinigung jedoch darüber, wie rasch und stark sich das Phänomen zeigt.

Beunruhigende Zunahme

insieme sowie auch andere Behindertenorganisationen beobachten diese Entwicklung mit Beunruhigung. Für insieme stellt diese Entwicklung einen weiteren Schritt dar hin zu einer routinemässigen und unhinterfragten Anwendung der Tests.

Mit einer Verharmlosung der Tests droht der Druck auf Frauen, die den Test nicht machen möchten, oder auf Paare mit einem behinderten Kind zuzunehmen: Sie sehen sich dem Vorwurf ausgesetzt, dass sie «es ja hätten verhindern können». Aufgrund solcher Erwartungshaltungen «ist letztlich die Solidarität gegenüber Menschen mit Behinderung in Gefahr», wie Christa Schönbächler, Co-Geschäftsführerin von insieme Schweiz im Beitrag erinnert.

Für eine gute Beratung

insieme plädiert dafür, diesen Test nur nach reiflicher Überlegung zu machen. Für insieme ist es unabdingbar, dass eine umfassende und nicht-direktive Beratung der schwangeren Frauen und der Paare gewährleistet wird. Und dies bereits bei den ersten Untersuchungen.

Auch wenn diese Forderung meist gutgeheissen wird, erfolgt heute die Aufklärung und Beratung tatsächlich oft nur minimal oder spät. Ein Manko, welches im Beitrag von «10 vor 10» leider nicht thematisiert wurde.

Eine umfassende und gute Beratung muss es werdenden Eltern ermöglichen, informiert zu entscheiden, ob sie den Test machen wollen oder nicht. Sie müssen dabei auch wissen, welche möglichen Konsequenzen der Entscheid haben könnte.