insieme Schweiz, die Vereinigung Cerebral Schweiz und Procap Schweiz haben am Samstag in Bern die Petition „Berufsbildung für alle – auch für Jugendliche mit Behinderung“ gestartet. Mit der Petition fordern die drei Organisationen den Bundesrat auf, für Jugendliche mit einer Behinderung eine berufliche Grundausbildung zu garantieren, auch wenn sie stärker beeinträchtigt sind und keine Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt haben.
Mit der Petition reagieren die drei Organisationen auf drohende Sparmassnahmen des Bundesrates. Dieser will die Hürden bei der beruflichen Grundausbildung von Jugendlichen mit einer Behinderung noch weiter hinaufsetzen. Demnach würden ihre Ausbildungen nur noch dann finanziert, wenn die Betroffenen damit einen deutlich höheren Lohn erwirtschaften können, als dies heute festgelegt ist. Zwei Drittel der momentanen Lehrlinge könnten die neuen Bedingungen nicht erfüllen und würden in einer beruflichen Sackgasse landen. Ihr Ausschluss von der Berufsausbildung aus reinen Rentabilitätsgründen ist für die betroffenen Jugendlichen und ihre Familien inakzeptabel.
Arbeit ist mehr als Geld verdienen
Jugendliche mit Behinderung haben Berufswünsche. Sie wollen zum Beispiel im Gartenbau oder im Gastronomiebereich arbeiten oder sie möchten vielleicht Metallbaupraktiker, Siebdruck-Assistent oder Pferdewartin werden. Sie wünschen sich eine vielfältige und interessante Arbeit, die sie fordert und in ihrem Selbstwertgefühl bestätigt. Ohne Ausbildung geht das nicht. Auch Jugendliche mit Behinderung benötigen eine Berufsbildung, die ihnen grundlegende Arbeits- und Sozialkompetenzen vermittelt, um ihre Berufswünsche zu realisieren.
Eine falsche Weichenstellung fürs Leben
Als besonders stossend erachten die drei Organisationen, dass bereits im Alter von sechzehn bis achtzehn Jahren darüber entschieden wird, ob Jugendliche mit einer Behinderung eine berufliche Ausbildung zu- oder abgesprochen erhalten. Und dies aufgrund von Abwägungen, ob ihre Arbeitsleistung dereinst ausreichend wirtschaftlich verwertbar sein wird. Der Zeitpunkt ist viel zu früh, um einen definitiven Entscheid über die Berufslaufbahn eines jungen Menschen zu fällen. Jugendliche mit Behinderung verdienen die Chance, sich wie andere Jugendliche persönlich und beruflich zu entwickeln und ihr Potential zu entfalten. Das Rüstzeug dazu muss ihnen, auch wenn sie auf einen Arbeitsplatz in einer geschützten Werkstätte angewiesen sind, gegeben werden.
Behinderte nicht vom Platz stellen
Noch kommt die IV für behinderungsbedingte Kosten auf und hat während vielen Jahren die berufliche Ausbildung von Jugendlichen auch mit Beeinträchtigung ermöglicht. insieme, die Vereinigung Cerebral und Procap fragen sich besorgt, wer in die Lücke springt, wenn sich die IV aus der beruflichen Eingliederung dieser Jugendlichen zurückzieht. Für sie ist klar, dass diese Berufsbildungsangebote nicht ersatzlos gestrichen werden dürfen.
Mit der Petition fordern sie vom Bundesrat, dass er sich für die Berufsbildung von Jugendlichen mit Behinderung stark macht!