Zurzeit steht in Deutschland die Lockerung des geltenden Verbots der Präimplantationsdiagnostik (PID) zur Debatte. Wegen genereller ethischer Bedenken wollen Bundestagsabgeordnete aller Parteien die umstrittene PID auf Dauer kategorisch verbieten. 23 Parlamentarier von CDU, CSU, SPD, Grünen, FDP und Linkspartei stellten in Berlin einen gemeinsamen Gesetzentwurf vor, mit dem Gesundheitsprüfungen bei im Labor durch künstliche Befruchtung erzeugten Embryonen künftig klar untersagt werden sollen. Zur Begründung verwiesen die Initiatoren auf die ihrer Ansicht nach unkalkulierbaren Folgen einer Freigabe zur „Selektion menschlichen Lebens“.
Die Lebenshilfe begrüsst diesen Gesetzentwurf. „Mit einem Gesetz in dieser Fassung könnte verhindert werden, dass das medizinische Optimierungsstreben immer weiter um sich greift und Menschen mit Erkrankungen und Behinderungen stigmatisiert werden“, betonte Robert Antretter, Bundesvorsitzender der Lebenshilfe. Er unterstreicht die Bedenken der Abgeordneten, wonach internationale Erfahrungen gezeigt hätten, dass eine Begrenzung auf besonders schwere Fälle nicht möglich sei. Für die Lebenshilfe ist die PID mit ihrer Unterscheidung zwischen lebenswertem und lebensunwertem Leben nicht hinnehmbar.
Auch in der Schweiz steht ab Juni eine Vernehmlassung zur Änderung des Verfassungsartikels (Regelung der Fortpflanzungsmedizin und Gentechnologie) und zum überarbeiteten Entwurf des Fortpflanzungsmedizingesetzes an. Bei uns ist die Aufhebung des PID-Verbotes bereits beschlossen. Nun sollen weitere Lockerungen erfolgen. insieme verfolgt diese Entwicklung mit Skepsis.
„Auswählen oder annehmen? Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik – Testverfahren an werdendem Leben. In der 2010 erschienenen Publikation befassen sich ExpertInnen, Menschen mit einer Behinderung und ihre Angehörigen kritisch mit der Pränataldiagnostik – dem Gesundheitstest am Fötus im Mutterleib – und der Präimplantationsdiagnostik – dem Gesundheitstest am Embryo im Reagenzglas. Die unterschiedlichen Texte und Perspektiven zu Testverfahren an werdendem Leben machen eines deutlich: Pränataldiagnostik und Präimplantationsdiagnostik fordern heraus – und gehen alle etwas an.
Christian Kind, Suzanne Braga, Annina Studer (Hg.), Chronos Verlag, 2010, 200 Seiten. Bestellbar im Shop.