Genetische Untersuchungen während der Schwangerschaft stellen werdende Mütter oft vor schwerwiegende Entscheidungen, auf die sie ungenügend vorbereitet sind. Die Beratungen sollten über das Medizinische hinausgehen und auch die Option bieten, auf Tests zu verzichten.
Das Angebot an pränatalen Tests wird immer grösser. Damit wächst auch die Überforderung werdender Mütter, mit möglichen Konsequenzen der Untersuchungen umzugehen.
Wie sinnvoll sind die Tests?
Eine neue Studie des Zentrums für Technologiefolgen-Abschätzung (TA-Swiss) gibt Auskunft über Chancen und Risiken der genetischen Untersuchungen und weist auf problematische Fragen hin: Welche Tests sind überhaupt sinnvoll? Wie umfassend und neutral sind die Beratungen der werdenden Mütter? Werden sie auf die schwerwiegenden Entscheidungen, die sich aus den Tests ergeben können, frühzeitig vorbereitet?
Weniger Akzeptanz von Behinderungen
Die Studie „Wissen können, dürfen, wollen? Genetische Untersuchungen während der Schwangerschaft“ macht deutlich, dass gerade durch die neuen, nichtinvasiven Bluttests der Druck auf Frauen wächst, diese Tests durchzuführen.
Die Erwartung, ein gesundes Kind zu gebären, könnte dazu führen, dass Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft künftig weniger akzeptiert würden.
Beratungen über das Medizinische hinaus
Die Studie empfiehlt daher dringend fundierte, unabhängige Beratungen, die über das Medizinische hinausgehen. Da kein Test hundertprozentig sichere Aussagen machen kann, führt der erste Test häufig zu einem zweiten oder auch dritten. In den Beratungen sollten die werdenden Eltern von Anfang an darauf hingewiesen werden, dass das Resultat sie vor die Situation stellen kann, sich für oder gegen ihr Kind entscheiden zu müssen.
Recht auf Nichtwissen
Aus diesem Grund sollte auch bereits am Anfang der Schwangerschaft auf die Option hingewiesen werden, keine pränatalen Tests zu machen.
„Die werdenden Mütter sollen das Recht haben, diese Tests abzulehnen“, sagt Christian Kind, Präsident der Ethikkommission der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften, in der Westschweizer Zeitung Le Temps.
Kurzfassung des Berichts von TA-Swiss