Regula Späni im Gespräch

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Regula Späni

Bild: SF/Oscar Alessio

Sie besitzt zwölf Schweizermeistertitel und war fast 21 Jahre im Fernsehen zu sehen: Regula Späni ist die Frau für den Sport schlechthin. Ihrer journalistischen Karriere hat sie zugunsten der Familie ein Ende gesetzt. Doch die Liebe zum Sport und zu Live-Auftritten bleibt ungebrochen. Am 11. September wird sie das Fussballturnier insieme!Cup live kommentieren. Mit all der Energie, die für sie so typisch ist.

Sie sind vom Fernsehen fast nicht wegzudenken. Dennoch haben Sie sich entschieden, Ihre Tätigkeit als Moderatorin niederzulegen. Aus welchen Gründen?
Mit der Doppelbelastung von Beruf und Familie ist alles etwas viel geworden, ich habe drei Kinder zwischen drei und zehn Jahren. Das jüngste geht noch nicht in den Kindergarten und die beiden älteren sind schulisch stark gefordert. Ich selber bin in einem Beruf tätig, der sehr unregelmässige Arbeitszeiten mit sich bringt. Meine Devise war immer: meine berufliche Tätigkeit darf die Erziehung der Kinder nicht beeinträchtigen. Mein Berufsleben wurde jedoch plötzlich zum Stressfaktor für alle, es war kein harmonisches Familienleben mehr. Ich habe mich für einen Break entschieden, damit wieder Ruhe einkehrt.

Sie waren als Frau in einem Gebiet tätig, in dem Männer eindeutig die Mehrzahl stellen…
Das war nicht immer einfach.Männer sind häufig eher an statistischen Daten und Fakten orientiert. Frauen gehen manchmal anders an eine Sache heran, von einer weicheren, flexibleren Seite. Es war zeitweise schwierig, sich als einzige Frau mit diesem anderen Zugang durchzusetzen. Kam hinzu, dass ich mich trotz Sportlehrerinausbildung und einer Karriere als Spitzensportlerin immer beweisen musste. Es gab Leute, die bezweifelten, dass eine Frau etwas von Sport versteht. Heute ist diesbezüglich vieles anders. Es gibt in den Sportredaktionen mehr Frauen, sowohl in der Moderation als auch in der Produktion. Zudem hat sich ein umfassenderer, sanfterer Blick auf den Sport durchgesetzt. Dennoch: Als bekannt wurde, dass ich mit meiner Tätigkeit am Fernsehen aufhöre, erhielt ich viele Zuschriften von Leuten, die bedauerten, dass nun der andere Blickwinkel verloren geht.

Wie sind Sie vom Spitzensport zum Journalismus gelangt?
Ein bisschen durch Zufall. Ein Freund, den ich vom Schwimmsport her kannte und der beim Fernsehen arbeitete, fragte mich, ob mich das nicht interessiere. Ich habe mich in der Folge erkundigt und nachgefragt, welche Voraussetzungen für diese Arbeit notwendig seien. Mir wurde mitgeteilt, dass in einem Monat ein Casting geplant sei und ich versandte meinen Lebenslauf. Ich nahm daran teil und siehe da: schon bin ich in diese Welt hereingerutscht. Danach durchlief ich eine zweijährige Ausbildung und ging verschiedenen Funktionen nach: als Moderatorin, live-Kommentatorin, Produzentin, Journalistin, etc.

Hatten Sie nie Angst vor der Kamera?
Nein. Am Anfang war sicher ein gewisser Respekt da, aber man gewöhnt sich rasch daran. Und dann mag ich den Adrenalin-Kick, der damit einhergeht.

Welches ist Ihre Lieblingsdisziplin als Journalistin?
Ich würde gerne sagen das Schwimmen, weil es mein Gebiet ist. Aber eigentlich mag ich alle Sportarten. Vom Moment an, wo man hinter die Kulissen schauen kann, wird alles spannend. Ich erinnere mich, als man mir sagte, ich solle etwas über Minigolf machen. Zuerst war ich etwas ratlos, im Laufe der Recherche nahm mich dieser Sport aber total ein. Viele Sportarten, die ich zuerst nicht kannte, haben mich nach dem Blick hinter die Kulissen beeindruckt.

Und als Sportlerin?
Ich praktiziere immer noch das Schwimmen, aber die Zeit zum Training fehlt mir. Kürzlich habe ich an einem Gigathlon teilgenommen.

An einem Gigathlon? Ohne Training?
Ich kann immer noch von meinen Grundlagen profitieren. Drei Kilometer lassen sich mit einer energiesparenden Technik auch ohne Training absolvieren. Ich würde gerne auch wieder rudern, aber mangels Zeit komme ich nicht dazu, regelmässig wieder etwas zu machen. Mit den Kindern spiele ich Fussball und Tennis, aber das mache ich eher für die Kinder als für mich.

Wie steht es mit Fussball?
Ich mag Fussball sehr. Als ich ein Kind war, war Fussball für Mädchen noch nicht angesagt. Bei meiner Tochter ist das ganz anders. Sie ist im FC . Fussball verfolge ich als Zuschauerin und als Journalistin habe ich in den letzten 20 Jahren viel damit zu tun gehabt; die Fussball-WM in Deutschland im 2006 und die Euro 08 in der Schweiz waren für mich Höhepunkte in meiner Karriere.

War es nicht besonders hart, gerade vor der Fussball-WM dem Fernsehen den Rücken zu kehren?
Nein, es war ein sehr bewusster Entscheid. Ich wollte mit meinen Kindern den Sommer verbringen, was die WM verunmöglicht hätte.

Sie werden den insieme!Cup kommentieren.
Darauf freue mich sehr, weil ich diese Art von live-Situationen sehr mag wie auch die Spontaneität, die damit einhergeht.

Welchen Bezug haben Sie zu geistiger Behinderung?
Eigentlich keinen, weil es in der Familie niemand mit einer solchen Behinderung gibt. Ich habe etwas mehr Erfahrung mit physischen Behinderungen, zumal ich solche Sportler bereits interviewt habe. Generell versuche ich jedoch, geistig wie auch körperlich Behinderten unbefangen zu begegnen und etwa einen Rollstuhlfahrer in erster Linie als Sportler und seinen Rollstuhl als Sportgerät zu erfassen.

Wieso haben Sie sich entschlossen, als Moderatorin am 11. September vor Ort zu sein?
Weil ich die Idee grossartig finde. Es gibt so starke Berührungsängste mit Menschen mit geistiger Behinderung, weil sich viele fürchten, etwas falsch zu machen oder nicht richtig zu reagieren. Der Kontakt, wie er an einem solchen Anlass hergestellt werden kann, ist für beide Seiten sehr wertvoll.

Ihr Werbespott für den 11. September?
Garantiert sind starke Erfahrungen und Emotionen, die das Leben bereichern und eine Horizonterweiterung darstellen.

Regula Späni wird den insieme!Cup
direkt vom Rasen des Stade de Suisse aus kommentieren.