Greis im Gespräch

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GreisEr prangert Missstände in unverblümter Weise an und gilt als Avantgardist im hiesigen Hip-Hop: Greis, 32-jährig, Rapper, Hochschulabsolvent, Velokurier, Marroniverkäufer und Journalist in einem. Am 11. September tritt der begnadete Wortakrobat im Stade de Suisse mit den Streedancers Aarau/Lenzburg auf.

Was ist dir wichtig im Leben?
Die Suche nach dem Glück als Zustand. Und das Gefühl, genug flexibel zu sein, um mich den äusseren Umständen anpassen zu können.

Vermittelst du mit Hip-Hop deine eigenen Überzeugungen?
Ja, aber lustigerweise vor allem mir selbst. Ich habe eine Tagebuch-Optik zum Schreiben und bin immer der erste Adressat meiner eigenen Texte. Von den Menschen, die meine Musik mögen, erwarte ich eigentlich genau das: Sie müssen nicht all meine Texte verstehen. Wichtig ist, dass sie den Spielraum nutzen, um das eigene Leben in die Texte interpretieren zu können.

Greis – ein Moralist?
Ehrlich gesagt habe ich nicht wirklich eine Ahnung, was das ist. Auf jeden Fall geht es mir nicht darum, den Menschen zu sagen, sie sollen dasselbe machen wie ich. Ich will ihnen nur mitteilen, wie ich es mache und wie ich mich dabei fühle – auch wenn ich Fehler begehe oder mich manchmal beschissen fühle. Wenn ich wirklich etwas vermitteln möchte nebst der Musik, dann wäre dies ein Gefühl von Hoffnung und Kraft.

Verändern deine Songs die Welt?
Jede noch so kleine Handlung eines Individuums hat einen Einfluss auf seine unmittelbare Umwelt.

Wie bist du zum Rap gekommen?
Es ist eine sehr einfache, zugängliche Ausdrucksform. Man muss nur auf vier zählen können und am Schluss der Zeile einen Reim einbauen.

Deine Texte sind oft eine Mixtur aus persönlicher Betroffenheit, geschichtlich-politischen Fakten und Hip-Hop Slang. Wie entsteht ein solcher Song?
Wie ein selbstgezimmerter Kleiderschrank oder ein selbstgestrickter Pullover: Durch Fleissarbeit, Mühe und Liebe zum Detail.

Die Texte – so darf man vermuten – haben bei deinen Songs wohl den höchsten Stellenwert.
Das stimmt so nicht. Text und Musik sollen einander ergänzen und sich nicht gegenseitig die Aufmerksamkeit stehlen. Dieses Gleichgewicht herzustellen, ist eine hohe Kunst. Ich kann nicht wirklich sagen, dass mir das schon je gelungen sei, doch ich arbeite daran.

Antizipierst du gedanklich beim Songschreiben die Reaktionen aus dem Publikum?
Die Reaktion von Freunden und Bekannten schon. Wenn ich das Gefühl habe, ein Text könnte ihnen gefallen, dann ist das gut. Oft ist es aber auch so, dass mein sehr kritisches Umfeld mir sagt: diesen Text verstehe ich überhaupt nicht, das würde ich nicht so machen. Es steht mir noch bevor, solche Inputs aufnehmen zu können, bis jetzt habe ich immer sehr stur darauf reagiert.

Du bist in der Westschweiz geboren, nach dem Umzug nach Bern hast du im Kindergarten kein Wort Deutsch gesprochen. Wie hat dich diese „Aussenseitererfahrung“ geprägt?
Ich denke, sie hat mein Bedürfnis, stets im Mittelpunkt zu stehen, und meinen enormen Mitteilungsdrang stark geprägt. Nun habe ich dieses Bedürfnis jedoch zu meinem Beruf gemacht, damit ich es nicht in der Freizeit ausleben muss – sonst wäre ich wahrscheinlich ein recht anstrengender Zeitgenosse.

Am 11. September trittst du mit den Streedancers Aarau/Lenzburg auf. Ist es das erste Mal, dass du mit Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung eine Darbietung gibst?
Nein, ich habe schon mehrmals mit Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung gearbeitet und freue mich auch dieses Mal darauf.

Wie wird Greis in den nächsten Jahren Schlagzeilen machen?
Hoffentlich mit guter Musik und tollen Bühnenauftritten!

Der Rapper Greis,
die insieme Hiphop-Tanztruppe
und die Ghost Rockz treffen aufeinander
(Choregrafie: Claudia Romano),
14:30-16:00.

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