«Und warum müssen wir uns ändern?»: So lautet der Titel der Ausstellung, die insieme Schweiz anlässlich seines 65-jährigen Bestehens organisiert. Anhand von Archivmaterial und Erfahrungsberichten möchte die Ausstellung die Entwicklung des Alltagslebens von Menschen mit einer geistigen Behinderung und ihren Angehörigen in den letzten Jahrzehnten nachzeichnen.
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«Warum müssen wir uns ändern?»
Eine Person mit kognitiver Beeinträchtigung hat gefragt: «Warum müssen wir uns ändern?»
In der Ausstellung können Sie die Stimme dieser Person hören.
Sie erzählt ihre Geschichte in einem Audio-Beitrag.Die Frage ist sehr wichtig.
Früher hat man Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung oft gesagt:
«Ihr müsst euch anpassen. »Das bedeutet:
Sie sollten sich verändern, damit sie so sind wie andere Menschen.Sie sollten sich der Gesellschaft anpassen.
Heute denken viele Menschen anders.
Nicht die Menschen mit Behinderung sollen sich verändern.
Die Gesellschaft soll sich verändern.
Die Gesellschaft soll gerecht sein.
Alle Menschen sollen dazugehören.
Eltern gründen eine grosse Vereinigung
Im Jahr 1960 haben sich viele Eltern von Kindern mit kognitiver Beeinträchtigung zusammen-geschlossen.
Sie haben gemeinsam eine grosse Vereinigung gegründet.
Eine Vereinigung ist eine Gruppe, in der viele kleinere Vereine zusammen-arbeiten.
Die Vereinigung hiess damals SVEGB.
Das bedeutet:
Vereinigung der Elternvereine für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung
Heute heisst diese Organisation insieme Schweiz.
Die Eltern wollten die Rechte und Bedürfnisse ihrer Kinder schützen.
Sie wollten, dass ihre Kinder gut leben können.
Die Invaliden-Versicherung (IV) entsteht
Im Jahr 1960 wurde auch die Invaliden-Versicherung, kurz IV, gegründet.
Die IV hilft Menschen mit einer Behinderung.
Zum Beispiel, wenn sie nicht oder nur wenig arbeiten können.
Die IV gibt Geld und bietet Unterstützung.
Das war ein wichtiger Schritt.
Zum ersten Mal gab es eine offizielle Hilfe für Menschen mit Behinderung.
Aber: Damals wurden die betroffenen Menschen nicht angehört.
Andere Menschen haben für sie gesprochen und entschieden.
Das insieme-Magazin
Im Jahr 1967 wurde das insieme–Magazin gegründet.
Früher hiess es «Helfendes Licht» und später «Appell».
In den Jahren 1960 bis 1980 schrieb das Magazin vor allem über:
- die Ansichten der Eltern
- die Ansichten der Institutionen
- die Ansichten von Fachleuten
Die Ansichten von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung wurden fast nie gezeigt.
Ihre Meinung galt als nicht wichtig.
Heute sollen die Betroffenen selbst sprechen
Die Ausstellung will das ändern.
Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung sollen selbst sprechen.
Ihre Stimmen sollen gehört werden.
In der Ausstellung erzählen 7 Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung ihre Geschichte.
Sie sprechen über wichtige Themen wie:- Arbeit
- Ausbildung
- Wohnen
- Gesundheit
- Politik
Auch Eltern erzählen.
Schon in den 1960er-Jahren kämpften sie für die Rechte ihrer Kinder.
In der Ausstellung gibt es auch Kunstwerke.
Und es wird ein Film gezeigt.
Der Film heisst: INEXCLUSIO.
Eine Geschichte von über 65 Jahren
Alle diese Stimmen erzählen eine lange Geschichte.
Eine Geschichte von über 65 Jahren.
Früher haben andere Menschen für Menschen mit Behinderung gesprochen.
Heute sprechen sie selbst.
Die Ausstellung findet vom 3. Dezember 2025 bis zum 15. Januar 2026 statt.
Sie befindet sich im Kornhausforum in Bern, im 2. Stock.
Der Eintritt ist frei.
Rollstuhlfahrer sind willkommen: Es gibt einen Aufzug.
HINWEIS
Für diese Ausstellung gibt es das insieme–Magazin in Leichter Sprache.
Im Magazin gibt es viele Artikel.
Die Artikel haben verschiedene Themen.
Es gibt auch alte Fotos.
Es gibt kurze Texte über Menschen, die selbst über ihr Leben sprechen.
Diese Ausstellung wurde von insieme Schweiz und Matthias Sohr konzipiert.
«Und warum müssen wir uns ändern?»
Diese Frage – Titel der Ausstellung – stellt eine Person mit einer kognitiven Beeinträchtigung in einem Interview, das an der Ausstellung als Audio zu hören ist. Aus dem Gespräch wird klar: In dieser einfachen Frage steckt viel mehr, als man im ersten Moment vermuten würde. Sie ist Ausdruck eines Wandels, der sich langsam vollzieht: Jahrzehntelang erwartete man von Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung, dass sie sich anpassen – dass sie sich ändern, um den gesellschaftlichen Normen zu entsprechen. Heute steht Selbstbestimmung im Zentrum: Dazu muss sich die Gesellschaft ändern.
Jahrzehntelang erwartete man von Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung, dass sie sich anpassen – dass sie sich ändern, um den gesellschaftlichen Normen zu entsprechen. Heute steht Selbstbestimmung im Zentrum: Dazu muss sich die Gesellschaft ändern.
1960 wurde die Schweizerische Vereinigung der Elternvereine für geistig Behinderte (SVEGB) gegründet – heute bekannt als insieme Schweiz. Von Eltern ins Leben gerufen, setzte sich die Organisation dafür ein, dass die Rechte und Bedürfnisse ihrer Kinder mit einer geistigen Beeinträchtigung anerkannt werden. Im selben Jahr entstand die Invalidenversicherung (IV), ein bedeutender sozialpolitischer Meilenstein. Die Stimmen der direkt betroffenen Menschen wurden jedoch in vielen Lebensbereichen kaum je angehört. Ihre Gefühle und Erfahrungen blieben weitgehend unsichtbar.
Die Archive der Zeitschrift insieme, die ab 1967 erschien, widerspiegeln diese Situation. In den 1960er- bis 1980er-Jahren kamen in den Beiträgen vor allem Familien, Institutionen und Fachpersonen zu Wort – die betroffenen Menschen selbst fast nie.
1960 entstand die Invalidenversicherung (IV), ein bedeutender sozialpolitischer Meilenstein. Die Stimmen der direkt betroffenen Menschen wurden jedoch in vielen Lebensbereichen kaum je angehört.
Lange fehlenden Stimmen einen Platz geben
Die Ausstellung möchte das ändern und den Betroffenen Raum geben. Sieben Selbstvertreter*innen erzählen aus ihrem Leben. Themen wie Arbeit, Bildung, Wohnen, Gesundheit oder politisches Engagement stehen dabei im Mittelpunkt ihrer Erzählungen.
Ihre Geschichten treten in Dialog mit den Berichten von Eltern, die schon in den 1960er-Jahren die ersten Schritte eines Emanzipationsprozesses eingeleitet haben. Ergänzt werden diese Stimmen durch künstlerische Werke und audiovisuelle Zeugnisse, insbesondere aus dem Film INEXCLUSIO.
Gemeinsam erzählen all diese Stimmen von einem Weg, der 65 Jahre umfasst – von einer Zeit, in der andere für sie entschieden und gesprochen haben. Bis hin zur Gegenwart, in der Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung selbst das Wort ergreifen.
Konzipiert und Produktion: insieme Schweiz und Matthias Sohr.
Praktische Informationen
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Wann?
Vom 4. Dezember 2025 bis zum 15. Januar 2026
(Vernissage am 3. Dezember, 18 Uhr) -
Wo?
Kornhausforum, Bern (2. Stock) -
Eintritt frei
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Rollstuhlgängig mit Lift
